Chat-Transkript vom 03.12.2002

Dr. Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Thema: Bioethik und Stammzellenforschung

: Dr_Gebhard_Fuerst hat den Raum betreten
Dr_Gebhard_Fuerst: Test
: Dr_Gebhard_Fuerst hat den Raum verlassen
: Dr_Gebhard_Fuerst hat den Raum betreten
: Dr_Gebhard_Fuerst hat den Raum verlassen
: Dr_Gebhard_Fuerst hat den Raum verlassen
: Dr_Gebhard_Fuerst hat den Raum betreten
: Moderator hat den Raum betreten
Moderator: Guten Abend Herr Fürst. Mein Name ist Oliver Specht, ich werde den Chat heute abend moderieren.
Dr_Gebhard_Fuerst: Grüß Gott, Herr Specht. Wir legen los!
Moderator: In Ordnung. Ich begrüsse Sie also recht herzlich beim dol2day-Chat zum Thema Bioethik und Stammzellenforschung. Hallo auch an die Mitleser. Ich möchte Sie bitten, mit einer Kurzvorstellung zu beginnen.
Dr_Gebhard_Fuerst: Liebe Mitchatter, ich bin Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart - seit zwei Jahren - und seit Mai 01 Mitglied im Nationalen Ethikrat. Naturwissenschaftlich interessiert und überzeugt, dass das mit dem christlichen Glauben gut zusammengeht.
Dr_Gebhard_Fuerst: Liebe Mitchatter, ich bin Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart - seit zwei Jahren - und seit Mai 01 Mitglied im Nationalen Ethikrat. Naturwissenschaftlich interessiert und überzeugt, dass das mit dem christlichen Glauben gut zusammengeht.
: McFly_(lpp) hat den Raum betreten
Moderator: Hi McFly, stellst du Dich auch kurz vor? Danke.
McFly_(lpp): Guten Abend. Sorry, dass ich zu spät bin.
Moderator: Ich muss mich für die schlechte Serverleistung entschuldigen und hoffe, daß sich das bald legen wird.
McFly_(lpp): Ich heiß Martin Knittel, in Dol McFly. Ich bin Mitglied der LPP (le petit prince) und habe Bischof Fürst zu diesem Chat eingeladen, weil ich in seiner Diözese ehrenamtlich aktiv bin.
Dr_Gebhard_Fuerst: Ich erwarte die erste Frage!
McFly_(lpp): Ich bin 29 Jahre alt und arbeite als Wirtschaftsinformatiker in Stuttgart. Wohnen tu ich etwas außerhalb.
Dr_Gebhard_Fuerst: Ich danke Ihnen für Ihr Engagement im Ministrantenreferat!
Moderator: Dann fange ich direkt mal an zu fragen: Wie steht die Kirche zur Stammzellenforschung und ergeben sich durch die Positionen keine Probleme im Ethikrat?
McFly_(lpp): Herr Bischof, wenn man an die katholische Kirche denke, hat man oft das Bild einer rückwärtsgewandten Gemeinschaft. Wie ist ihre persönliche Einstellung zur Stammzellenforschung im Vergleich zu der der Amtskirche?
Dr_Gebhard_Fuerst: Es kommt darauf an, was man unter Stammzellforschung versteht. Bei adulten Stammzellen gibt es keine ethischen Probleme, deshalb bin ich mit dem Präsidenten des Deutschen Ärztebundes der Meinung, dass wir in Deutschland Weltmeister in der Forschung an adulten Stammzellen werden sollten. schwierig wird's bei den embryonalen Stammzellen, denn um sie zu gewinnen müssen menschliche Enmbryonen getötet werden. Das ist ethisch nicht akzeptabe. Das vertrete ich auch im Nationalen Ethikrat. Natürlich gibt's deshalb Probleme. Ich versuche dabei zu argumentieren!
Moderator: Wie setzt sich der nationale Ethikrat zusammen?
McFly_(lpp): Könnten Sie krz erklären, was man unter adulten Stammzellen verstehen muss?
Dr_Gebhard_Fuerst: Zur Frage von McFly. Je besser man die katholische Kirche von Innen kennenlernt, um so mehr entpuppt sich ihr gegenüber manche Meinung als Vorurteil. Meine Position in der Stammzellforschung hat nichts mit wissenschaftsfeindlcihkeit zu tun, sondern entspringt ethischen Grundüberzeugungen, die in der katholischen Kirche, von allen Bischöfen und den Theologen, die Ethik lehren, gemeinsam vertreten wird.
Dr_Gebhard_Fuerst: Ich bitte meine Mitchatter nicht mehrer Fragen auf einmal zu stellen, sonst kann ich nicht gut antworten!
Moderator: In Ordnung.
Dr_Gebhard_Fuerst: Adulte Stammzellen sind Zellen, die Erwachsenen entnommen werden und noch in der Lage sind sich als pluripotente Zellen in weitereZellen zu vermehren, die Organe oder Gewebe therapieren können. Der Nationale Ethikrat - 25 Personen- setzt sich aus unterschiedlichen Personen aus Wissenschaft, Gesellschaft, Berufen, Kirchen etc zuusammen. Alles sind Experten in bestimmten Fragestellungen, die mit der Thematik zusammenmhängen.
McFly_(lpp): Was ist dann mit den Stammzellen, die sich nach der Geburt eines Babys noch in der Nabelschnur befinden? Wäre es für Sie vertretbar, mit diesen zu forschen?
Dr_Gebhard_Fuerst: Ja selbstverständlich. Adulte Stammzellen kommen besonders stark im Nabelschnurblut vor. Damit habe ich und die katholische Kirche kein Problem.
Moderator: Ethik ist ja keiner festgelegten Richtlinie folgend, also zumindest verändert sich im Laufe der Zeit die Wertigkeit und Bedeutung von Ethik. Glauben Sie, daß in 50 Jahren eine völlig andere Ansicht dieser Thematik herrschen kann?
McFly_(lpp): Was waren ihre ersten Gedanken, als Sie von der Ankündigung der Geburt des ersten Klonbabys im Januar hörten?
Dr_Gebhard_Fuerst: Zahlreiche Experten in der Embryonenforschung hatten mit versichert, dass, das Klonen von Menschen so gut wie unmöglich sei. Deshalb bin ich noch immer nicht sicher, ob Antonori oder die Realianersekte mit ihren Ankündigungen recht haben. Wenn ein Klonbaby tatsächlich geboren wird ist das eine unerhörte Sache, ein großer Skandal, da die gesamt Weltgemeinschaft der Wissenschaftler und Politiker, ausgesprochener Massen das nicht wollen. Sich also zwei Mediziner kaltschnäuzig darüber wegsetzen. Leider - aber wir brauche ein weltweites Klonverbot von Menschen
Moderator: Wer hätte die Berechtigung ein weltweites Verbot zu beschliessen?
Dr_Gebhard_Fuerst: Das mußüber die Vereinten Nationen gehen.
Moderator: Sind Bestrebungen in dieser Richtung vorhanden? Gibt es "Kontrahenten" unter den Nationen?
McFly_(lpp): Sie haben schon klargestellt, wo für die Kirche die Grenze beim Beschaffender Stammzellen liegt, aber wie weit darf die Forschung gehen, wenn es z.B. darum geht, Organtransplantationen zu erleichtern? Wäre das Klonen von einzelnen Organen noch ok?
Dr_Gebhard_Fuerst: Bis vor kurzem gab es Verhandlungen auf der Ebene der Vereinten Nationen. Auch Deutschland war unter den Verhandlungspartner, ebenso die USA, frankreich, England etc. Aber sie konnten sich nicht einigen, ob das Verbot therapeutisches und reproduktives Klonen umfassen sollte.
Dr_Gebhard_Fuerst: Einzelne Organe kann man nicht klonen, man kann nur Embryonen, dh menschliche Lebewesen benutzen um aus den totipotenten embryonalen Stammzellen dann möglicherweise, aber das ist ziemliche Zukunftsmusik! - daraus Organe zu züchten.
Moderator: Frage von Kiesinger2 an Dr. Gebhard Fürst:    "Für viele sind Verbote leider zum Brechen da. Einige würden für Geld sicher ein solches Verbot übergehen?"
Dr_Gebhard_Fuerst: Das ist leider so. Aber es gibt internationale Verträge, die z.B. verbieten, Atomwaffen zu bauen, oder die biologische Waffen ächten. Dass diese Verbote nicht eingehalten, oder Verträge gebrochen werden, gehört leider zu uns Menschen. Trotztdem muss versucht werden alles zu tun, um das Klonen von Menschen zu verhindern. Man kann ja aus bestimmten "Prachtexemplaren" von Mensch poteniell 100 Kopiern herstellen. Die kopierten Wesen sehen, wenn sie heranwachsen, dann immer das "Prachtexemplar"" Mensch vor sich, von dem sie geklont wurden. Keine schöne Sache für einen heranwachsenden Menschen. Außsserdem könn´ten Diktatoren das Klonen einsetzen um zu.B. sich bestimmte Menschen vbür bestimmte Zwecke zu züchten etc.
Moderator: In Bezug auf die Stammzellenforschung und den Beginn menschlichen Lebens aus Sicht der Kirche liest man auch den Begriff der "Beseelung". Könnten Sie das näher erläutern und inwiefern spielt die Beseelung eine Rolle beim Standpunkt der Kirche?
McFly_(lpp): Könnte man das Klonen nicht im weitesten Sinne als nächsten Schritt der Evolution ansehen?
Dr_Gebhard_Fuerst: Die Beseelung spielte in der Argumentation der Theologen in früheren Jahrhunderten eine größere Rolle als heute. Wenn wir kein materialistisches Bild vom Menschen haben, dann ist von Anfang an ein Mensch da. Von der Verschmelzung von Ei und Samenzelle, denn dann wird aus dieser befruchteten Eizelle nur noch ein Mensch. Aalles, ist schon da, was wird.
Dr_Gebhard_Fuerst: Wenn es der nächste Schritt der Evolution wäre, wäre das ein großer Rückschritt. Klone führen dazu, dass die Einzigartigkeit eines jeden Menschen, alss die bereichernde Vielfalt durch jeden einzelnen Menschen verloren geht. Ausserdem bestimmten bestimmte Menschen darüber wer gekont wird und wer nicht, mit welchen Eigenschaften und mit welchen nicht. Der Mensch würde beginnen über den anderen Menschen schon ganz am Anfang eine große Herrschaft ausüben!
Moderator: Frage von Noseman an Dr. Gebhard Fürst:    "War Jesus nicht gar selbst sowas wie ein "Klon"? Wesensgleich mit Gott, ohne Gene von Maria, oder nicht?"
Dr_Gebhard_Fuerst: Christen glauben, dass Jesus von Gott kommt und nicht in natürlicher Weise von Menschen hervorgebracht wurde. Deshalb ist diese biologische Frage auch nicht bilogisch zu beantworten.
Moderator: Ist die Stammzellenforschung mit abgetriebenen oder frühgeborenen gestorbenen Embryonen eine Alternative?
McFly_(lpp): An der Stanford-Universität werden Emfänger von Lebend-Organspenden vor der Transplantation mit Stammzellen behandelt. Dieses Verfahren hilft, die Antizipation des Spenderorgans und damit das Organ selbst zu erhalten, mithin also Leben zu retten. Wie bewerten Sie ein solches Verfahren unter ethischen Gesichtspunkten ?
Dr_Gebhard_Fuerst: Alle Forschung an Stammzellen, die nicht dazu führt, dass menschliche Embryonen, oder präziser gesagt embryonale Menschen abgetötet werden ist möglich.
Dr_Gebhard_Fuerst: Mir ist diese Methode nicht bekannt. Aber selbst wenn mit embryonalen Stammzellen Krankheiten geheilt werden könnten - Zukunftsprognose!! - bleibt doch das Tötungsverbot bestehen. Ein Mensch kann niemals zur Heilung oder Rettung eines anderen von Dritten getötet werden!
Moderator: Müssen Sie sich oft den Vorwurf des "Fortschrittsbremsers" gefallen lassen oder ist der Ethikrat relativ geschlossen ihrer Meinung?
McFly_(lpp): Meines Wissens nach handelt es sich dabei um das, was Sie vorher als adulte Stammzellen bezeichnet haben.
McFly_(lpp): @Moderator: Wie lange geht der Chat denn?
Moderator: Bis jetzt :) wir sollten zum Schluss kommen.
Dr_Gebhard_Fuerst: Nein, der Ethikrat ist mehrheitlich nicht meiner Meinung. Insbesondere die Forscher sehen ihre Forschungsfreiheit eingeschränkt. Ich sage aber, dass Forschungsfreiheit nicht grenzenlos sein kann. Sie hat dort ihre Grenzen, wo sie der Würde des Menschen widerspricht und embryonalen Menschen schädigt oder gar tötet. Die katholische Kirche ist nicht forschungsfeindlich, sondern lebensfreudlich. Forschung muss dem Leben dienen.
Dr_Gebhard_Fuerst: Ich danke für die guten Fragen. Bedaure aber, dass sich nicht mehr eingeschaaltet haben. Ich hoffe, meine Antworten waren einigermassen verstaändlich. Adieau!!
Moderator: Ich bedanke mich recht herzlich für Ihre Zeit und würde sagen, wir beenden dann den Chat an dieser Stelle.
McFly_(lpp): Ich finde, dass das ein schönes Schlusswort ist. Herr Bischof, ich danke Ihnen für Ihre Bereitschaft, sich hier den Fragen der Community zu stellen.
Dr_Gebhard_Fuerst: OK!!
Moderator: Ja, es ist ein schwieriges Thema :) Vielen Dank auch an McFly und die Fragesteller/Mitleser.
: Dr_Gebhard_Fuerst hat den Raum verlassen
Moderator: Bitte auf "Abmelden " klickern, ich mache dann das Transskript. Danke und auf wiedersehen!
McFly_(lpp): Jetzt ist es auch an der zeit, dem Moderator zu danken
: McFly_(lpp) hat den Raum verlassen
Moderator: büdde und bis zum nächsten Mal :)
: Moderator hat den Raum verlassen
: Moderator hat den Raum verlassen