Chat-Transkript vom 03.09.2007

Klaus Riegert, sportpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag

Thema: Kampf gegen Doping - welche Mittel hat die Politik?

: McFly_(sip) hat den Raum betreten
: McFly_(sip) hat den Raum verlassen
: Moderator hat den Raum betreten
: Moderator hat den Raum verlassen
: Moderator hat den Raum betreten
: McFly_(sip) hat den Raum betreten
Moderator: Hi, Oliver hier
McFly_(sip): hallo
McFly_(sip): hi martin
McFly_(sip): hier martin
McFly_(sip): Anne kann heut nicht (oder erst kurz vor sechs)
Moderator: ok
McFly_(sip): daher spring ich für die regierung ein
McFly_(sip): hast du von Herrn Riegert noch irgendwas gehört?
Moderator: Nein, gar nichts, ich hoffe, er kommt rein :)
Moderator: Ah, wir sind live!
Moderator: Herzlich willkommen, falls schon jemand zuliest.
McFly_(sip): Ich hab letzte Woche noch ein neues Foto zugeschickt bekommen und an rMi weitergeleitet. Von daher geh ich davon aus, dass er gleich kommt
McFly_(sip): auch von mir ein Hallo an alle Mitleser
: Klaus_Riegert hat den Raum betreten
McFly_(sip): Guten Abend Herr Riegert
Moderator: Guten Tag, Herr Riegert. ICh heisse Sie herzlich willkommen beim Chat auf dol2day.
Moderator: Mein Name ist Oliver Specht, ich werde den Chat heute moderieren.
Klaus_Riegert: Grüß Gott alle miteinander, ich habe mich in den Chat-Room gekämpft.
Moderator: Wie beim Chat auf dol2day üblich, möchte ich Sie bitten, sich kurz vorzustellen.
Moderator: Und wechsele mal die Farbe...
McFly_(sip): Mein Name ist Martin Knittel, ich hab Sie eingeladen. Vielen Dank, dass Sie zugesagt haben, uns heute für diesen Chat zur Verfügung zu stehen. Ich begleite in der 24. Internetregierung bei dol2day das Amt der RealLife-Ministers und vertrete heute die Kanzlerin Anne*** hier im Chat
Klaus_Riegert: Klaus Riegert, 48 Jahre alt, seit 1992 im Bundestag, seit 1994 sportpolitischer Sprecher und für das Ehrenamt zuständig, Wahlkreis Göppingen (Baden-Württemberg) Spielführer der Fußballmannschaft des Bundestag
McFly_(sip): Oh, dann sind sie ja sprichwörtlich am Ball
Klaus_Riegert: Herzlich willkommen Herr Knittel ich freue mich dass es so gut geklappt hat, es kann also los gehen
Moderator: Das Thema heute ist: Kampf gegen Doping - welche Mittel hat die Politik?
Moderator: Inwiefern kann denn die Politik eingreifen, was Doping angeht, wie sieht die aktuelle Gesetzeslage aus? Und was würden Sie sich wünschen?
Klaus_Riegert: Wie immer sind Gesetze kein Allheilmittel, dennoch haben wir das Arzneimittelgesetz drastisch verschärft. Bei bandenmäßigen oder gewerbsmäßigen Delikten Höchtstrafen bis zu 10 (!) Jahren. Und das Bundeskriminalamt übernimmt die Ermittlungen.
Moderator: Frage von PatrickM an Klaus Riegert:    "Guten Abend Herr Riegert. Als interessierter und selbst aktiver Radsportler würde mich ihre Meinung zu den neusten Doping-Fällen auch bei deutschen Fahrern interessieren. In Italien gilt: Wer dopt, wandert ins Gefängnis, undzwar bis zu 6 Jahre lang. Wäre das auch eine Option für Deutschland?"
McFly_(sip): Welche Straftatbestände gibt es durch Doping überhaupt? Ist Doping nur moralisch verwerflich oder tatsächlich Betrug im Sinne des BGB?
Klaus_Riegert: In Italien gibt es zwar diese Strafandrohung es wurde noch kein einziger Sportler verurteilt. Ich glaube viel wirksamer ist die Sperre durch den Verband. Startrecht weg, Sponsoren weg, Renomee weg. Wir wollen in Deutschland Handel bestrafen, der Eigenverbrauch ist nicht strafbar.
Moderator: Ist die Freigabe von Dopingmitteln eine Option in Ihren Augen?
McFly_(sip): d.h. Betreuer und Mediziner sind für sie eher die Täter als die Sportler?
Klaus_Riegert: Es gilt ganz normal das Strafgesetzbuch. Da Betrug rechtswidrige Täuschungsabsicht voraussetzt ist das theoretisch denkbar, praktisch aber kaum wichtig. Die Hauptstrafandrohung ergibt sich aus dem Arzneimittelgesetz, insbesondere Erwerb und Handel und seit der Verschärfung auch der Besitz von großen Mengen.
Klaus_Riegert: Die Freigabe ist keine Option! Sport der alle Mittel zuläßt ist für mich nicht denkbar. Wie wollen wir Kinder und Jugendliche vor zu ehrgeizigen Trainern oder gar Eltern schützen. Die Ethik des Sports läßt das nach meiner Meinung nicht zu!
Moderator: Ab wann beginnt denn Doping? Es gibt ja die verschiedensten Arten des Dopings und eben auch so fragwürdige wie das sogenannte Gendoping (http://de.wikipedia.org/wiki/Gendoping).
Klaus_Riegert: Betreuer und Mediziner werden bestraft für Erwerb, Weitergabe etc. während der Sportler durch Aberkennung seines Titels, mehrjähriger Wettkampfsperre "bestraft" wird.
Klaus_Riegert: Der Code der Weltdopingagentur und der dazu gehörige Anhang beschreibt was unter Doping fällt. Die Abgrenzung ist in der Tat nicht einfach. Ein Schmerzmittel oder ein codeinhaltiger Hustensaft können genügen. Der sportler ist verantwortlich für alle Stoffe, die in seinem Körper gefunden werden. Diese Umkehrung der Beweislast ist sehr wichtig. Der positiv getestete Sportler wird sofort gesperrt. Ein Gericht muß jedoch seine Schuld nachweisen. Deshalb wollen wir die Sportgerichtsbarkeit nicht antasten.
Moderator: Frage von Pantalaimon an Klaus Riegert:    "Könnte man Dopingmittel nicht in das Betäubungsmittelgesetz aufnehmen?"
McFly_(sip): Wie stehen Sie zum Vorstoss des Weltleichtathletikverbandes IAAF, Ersttäter künftig für 4 Jahre zu sperren?
Klaus_Riegert: Ich bin für die Mindestsperre von 2 Jahren, sollten besondere Umstände vorliegen, eine höhere Sperre bis zu lebenslänglich!
Klaus_Riegert: Da Dopingmittel im therapeutischen Bereich in der Regel Arzneimittel sind und es eine große Liste mit Stoffen gibt, ist die Aufnahme von Dopingmitteln generell ins Betäubungsmittelgesetz nicht möglich. Sollten anabole Steroide sich als Suchtpotential erweisen, dann werden wir diese ins BtM-Ges aufnehmen.
Moderator: Das Doping bei Sportlern so verbreitet ist, liegt sicherlich auch daran, daß eine Menge Geld im Spiel ist. Sehen Sie an dieser Stelle einen möglichen Ansatzpunkt, das Doping zu verhindern oder ist das Geld und der Erfolg im Sport zu sehr verbunden?
McFly_(sip): In dem Zusammenhang: Die Sportfördermittel werden nach einem Schlüssel verteilt, der die Plazierungen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen berücksichtigt. Dort treten deutsche Sportler aber gegen Athleten aus Ländern an, die den Kampf gegen Doping kaum betreiben doer sogar noch staatlich gedeckt werden. Wäre da nicht sinnvoll, dieses Bewertungssystem umzustellen und nur nationale Vergleiche heranzuziehen?
Klaus_Riegert: Wenn Doping von der Gesellschaft geächtet wird, verliert der Sportler seinen "Marktwert" und damit auch seine Verdienstmöglichkeiten. Eine 2-jährige oder höhere Sperre führt ebenfalls zum Verlust des Einkommens.
Moderator: Doping ist ja bereits "von der Gesellschaft geächtet" und immer noch sehr verbreitet. Gibt es zu wenige Kontrollen oder wieso wird trotzdem immer noch weiter gedopt?
Klaus_Riegert: In der Tat müssen wir über die Verteilung der Sportmittel neu diskutieren. Ich war selbst Miterfinder dieses Leistungssportkonzeptes. Erfolg zu honorieren ist ja eigentlich nicht falsch. Sollte es aber Sportarten geben in denen man nur mit unerlaubten Hilfsmitteln Weltklasseleistungen erbringen kann bzw. konkurrenzfähig bleibt, müssen wir ganz neu nachdenken, ob wir total aussteigen oder eben mit schlechteren Ergebnissen zufrieden sind. Das zeigt aber das der Kampf gegen Doping wewltweit auf hohem Niveau geführt werden muß. Da gibt es noch einiges zu tun.
Klaus_Riegert: Na ja, ob Doping geächtet ist wage ich zu bezweifeln. Ich habe während der Tour de France genügend mails von Bürgern bekommen, die unser Einmischen kritisiert haben. Und ob Schulkinder, Studenten oder Manager, ob Alkohol, Medikamente etc. da läuft doch im Alltag manches schief. Die Kontrollen allerdings werden momentan auf sogenannte inteligente Kontrollen umgestellt, d.h. nicht nur ausgelost bei wem kontrolliert wird, sondern gezielt kontrolliert in der Trainingsphase der jeweiligen Sportart wenn Doping mutmaßlich am meisten "bringt".
Moderator: Ist ein umfassendes Kontrollieren denn nicht möglich? Wie ist das Verhältnis zwischen Kontrolleure, Kontrollen und Kontrollierten? Und wer ist für die Kontrollen zuständig, bzw. inwieweit hat die Politik darauf Einfluss?
McFly_(sip): Geächtet ist nur der Erwischte. Die Frage für Sportler ist doch, ob sie sich auf saubere Art mit Platz 20 zufrieden geben oder ein Mittel finden, das noch nocht nachgewiesen werden kann, um weiter vorne zu landen.
Klaus_Riegert: Gedopt wurde natürlich schon im alten Olympia und Menschen werden immer versuchen, besser zu sein als andere und vor nicht erlaubten Mitteln nicht zurück schrecken. Die Wissenschaft ist sehr weit und wird natürlich versuchen die Nachweismöglichkeiten zu verbessern. Daraus ergibt sich ein Hase und Igel -Spiel.
Moderator: Bedeutet das, das Problem liegt in dem techologischen Fortschritt und den Nachweismöglichkeiten oder haben wir zu wenige Kontrollen?
Klaus_Riegert: Wir haben rund 3500 Athleten in der Überwachung und es werden ich glaube 8000 Kontrollen im Wettkampf und Training durchgeführt. Man muß sich aber überlegen was das für einen Sportler heißt rund um die Uhr für Kotrollen zur Verfügung zu stehen. Da viele Mittel kurzfristig im Körper abgebaut werden, muß der Kontrolleur unangemeldet auftauchen. Der (meist junge) Sportler geht zur Schule oder in die Uni, zum Training, zum Arzt, in die Disko oder auch in den Urlaub oder ins Trainingslager. Das alles muß er ständig der Nationalen Anitdopingagentur melden,da er jederzeit erreichbar sein muß. Deshalb hat diese Überwachung natürlich auch Grenzen.
McFly_(sip): Letzte Woche gab es nach der Nominierung Erik Zabels für die WM in Stuttgart beim BDR einen Rücktritt von Viztepräsident Dieter Kühnle. Gleichzeitig verwahrt sich kühnle aber gegen die Einmischung in die Nominierung durch die Stuttgarter Sportbürgermeisterin. Wie sieht denn die konkrete Zusammenarbeit von Politik und Sportverbänden aus?
McFly_(sip): Und wo gibt es da auch Konflikte?
Klaus_Riegert: Wir haben schon viele Kontrollen möchten diese aber noch steigern. Die Kontrollen sind aber auch teuer. Sind die Telekom Radfahrer im Trainingslager in Südafrika muß auch dort kontrolliert werden. Das wird getan, ist aber entsprechend teuer. Wir werben momentan dafür dass die NADA auch mit Mitteln aus der Wirtschaft und den Sponsoren noch schlagkräftiger wird.
Moderator: Gibt es denn Alternativen zu härteren Strafen und mehr Kontrollen? Solange man ohne Doping nicht vorne mit dabei sein kann, ist es den meisten vielleicht das Risiko wert.
Klaus_Riegert: Die Autonomie des Sports ist ganz wichtig. Die Politik sollte nur dann eingreifen, wenn der Sport seine Angelegenheiten nicht selbst regeln oder auch bezahlen (sh. Förderung durch Zuschüsse etc.) kann. Die Nominierung von Zabel kann man sicher sehr kritisch sehen. Der Sportverband hat das Nominierungsrecht, aber muß in diesem Fall natürlich mit Kritik rechnen.
McFly_(sip): Gibts keine Fragen aus der Community?
Klaus_Riegert: Zu härteren Strafen und mehr Kontrollen muß natürlich auch eine ethische Diskussion kommen. Das gesundheitliche Risiko schreckt den Sportler nicht ab. Das zeigen die hohen Zahlen im Bereich der Fitnessstudios. Trotz Gesundheitsgefahren wird dort enorm "geschluckt".
Moderator: McFly_(sip)> Momentan keine
Moderator: Herr Riegert, es ist 18 Uhr und die Zeit um. Ich bedanke mich herzlich bei Ihnen für Ihr Kommen und daß Sie sich Zeit genommen haben.
McFly_(sip): Auch von mir nochmal herzlichen Dank für ihre Bereitschaft, sich unseren Fragen zu stellen. Ich denke, das Thema Doping wird unsere Gesellschaft noch eine Weile beschäftigen.
Klaus_Riegert: Mein Respekt, dass war eine fundierte und disziplinierte Diskussion. Hat mir sehr gut gefallen. Herzliche Grüße an alle und alles Gute. Und an alle Sportler : Ohne Doping macht es viel mehr Spaß!!!
Moderator: Danke und hoffentlich bis zum nächsten Mal!
Klaus_Riegert: Tschüss und gerne mal wieder-
McFly_(sip): Einen schönen Abend noch und viel Erfolg ohne Doping mit der Bundestagsfußballmannschaft
: Klaus_Riegert hat den Raum verlassen
: Moderator hat den Raum verlassen
McFly_(sip): Vielen Dank für die Moderation
: McFly_(sip) hat den Raum verlassen
: Klaus_Riegert hat den Raum verlassen