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Fragenübersicht Wie bewertest du die Aussagen von Ex-NPD-Funktionär Andreas Molau in folgendem Interview?
1 - 20 / 32 Meinungen+20Ende
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02.08.2012 16:42 Uhr
Das Interview hab' ich schon vor ein paar Tagen gelesen. Im Grunde hätt' er sich auch kürzer fassen und es bei "Ich war jung und brauchte das Geld" belassen können. Eine gewisse Skepsis mag man mir deshalb verzeihen; insgesamt find' ich aber, dass man Aussteigern aus extremistischen Kreisen eine Chance geben muss, ihren Sinneswandel auch unter Beweis zu stellen.
02.08.2012 16:45 Uhr
X Immerhin scheint Molau mit dem Hinterfragen dessen, was er lange für richtig hielt, auf einem guten Weg. Zu hoffen ist, dass sein Reflexionsprozess noch weiter geht.

Das deuten auch andere Passagen in diesem Interview an (dessen vollständige Version man hier findet: http://www.publikative.org/2012/07/30/molau-meine-ideologie-war-im-kern-nicht-richtig/ ):

Zitat:
Gensing: Auch bei den Nationalkonservativen, zu denen ich Sie zählen würde, ist oft die Rede von deutscher Identität, Heimat und Kultur. Warum wird das so wenig mit Leben erfüllt?

Molau: Weil sie zu weit von der Gesellschaft entfernt sind. Ich habe festgestellt, dass jeder Heimatverein, jeder Fußballverein, jede Freiwillige Feuerwehr, jedes Engagement an der Basis, dass da eben viel mehr für die Identität gemacht wird, als in diesen rechten Zirkeln, die das für sich in Anspruch genommen haben.


Eine weitere Äußerung könnte Anlaß für die antifaschistische Szene sein, ihr Verhalten zu überdenken:

Zitat:
Gensing: Der öffentliche Druck gegen Neonazis – wie schweißt der die Szene zusammen? Und wie könnte ein Ausgang aus der Szene aussehen?

Molau: Ich würde mir wünschen, dass man in der notwendigen Kritik an inakzeptablen Meinungen wie die von Pastörs, dass es dabei eine Unterscheidung gibt zwischen der Ideologie und dem Menschen, der dahinter steht. Ich hatte bei Anzi-Nazi-Demonstrationen, bei denen ich im Kessel stand, das Gefühl, es geschieht ein Unrecht. Und das überlagert das Gefühl, ich mache hier vielleicht etwas Falsches. Man fragt sich nicht, wen habe ich ausgegrenzt, sondern man sieht: Ich werde ausgegrenzt. Was ich mir wünschen würde, wäre eine stärkere inhaltliche Auseinandersetzung.

Ein großer Teil von denen, die da mitmarschieren, die wissen, dass das nicht in Ordnung ist. Doch in dem ich etwas mystifiziere, wenn ich einem Holger Apfel einfach das Mikrofon abdrehe, hat das für viele den Impuls, dem wird Unrecht getan. Heute denke ich: wie dämlich. Wenn man mit jemandem wie Holger Apfel, der argumentativ auf so schwachen Füßen steht, wenn man den nicht in einem Gespräch auf den Kern seines Denkens bringen kann, dann ist das ein mangelhafter Umgang mit dem Phänomen.
02.08.2012 16:56 Uhr
Negativ.
Aber den ganzen Scheiss muss er mit sich selber ausmachen.
02.08.2012 17:06 Uhr
Zitat:
Wer eine NPD ohne NS-Tendenzen will, ist nicht grundsätzlich gegen diese Partei, sondern wünscht sich lediglich die NPD der 60er, 70er und 80er Jahre zurück.


Die hatte auch damals schon nicht nur NS-Tendenzen, sondern war immer die Nachfolgeorganisation der NSDAP. Das war auch allen Mitgliedern klar und der Grund für die Mitgliedschaft.
02.08.2012 17:27 Uhr
Er läßt Einblicke in die Strukturen der NPD zu und zeigt deren ideologischen Irrweg recht präzise auf.


Sich jetzt aber hinzustellen,nachdem man jahrelang nicht nur Teil des Ganzen war,sondern die treibende Kraft und zu sagen das habe ich Alles nicht gewollt,ist nicht besonders glaubhaft.


Der gesellschaftliche Druck gepaart mit der Erfolglosigkeit des von ihm eingeschlagenden Weges,wird wohl eher die Triebfeder seines Ausstieges sein.
02.08.2012 17:27 Uhr
Man muss Menschen zugute halten, auch mal klüger zu werden. Ist zwar selten, aber kommt vor.

Wobei ich bei geläuterten eine gewisse Restzweifel nie ausräumen kann, denn populistisch lässt sich die Abkehr in jedem Fall ausschlachten.
02.08.2012 17:55 Uhr
Zitat:
"Ich verlange auch nicht, dass man das alles versteht, ich verstehe es teilweise selber nicht. Selbstverständlich habe ich ein Weltbild, das geprägt ist von der Lektüre, die ich seit meinem 16. Lebensjahr gelesen habe, also die Texte der konservativen Revolution. Die Fragen von Nation, Identität, Nationalismus, Weltordnung, Ökologie. Ich will mich jetzt nicht als Unpolitischer darstellen, der nicht gewusst hat, was er tut. Natürlich entsprangen meine Schriften meiner politischen Anschauung. Doch ich habe nach und nach gemerkt, dass das im Kern nicht richtig ist."


Wenn der letzte Satz tatsächlich auf eine grundsätzliche Infragestellung seines bisherigen Weltbildes abzielen sollte, dann begleiten ihn meine besten Wünsche.
02.08.2012 18:35 Uhr
Zitat:
Die hatte auch damals schon nicht nur NS-Tendenzen, sondern war immer die Nachfolgeorganisation der NSDAP. Das war auch allen Mitgliedern klar und der Grund für die Mitgliedschaft.


Das ist natürlich insofern richtig, als dass die NPD Auffangbecken für viele ehemalige NSDAP-Mitglieder wurde. Nichts desto trotz war die NPD bis in die 80er hinein eher eine biedere Altherrenpartei (was inhaltlich auch für die jungen JN-Scheitelträger gilt), die eine eher nationalkonservativ-revanchistisch ausgerichtete Programmatik hatte.

Es gab ja schliesslich mit NF, DA, FAP und anderen genügend Organisationen, die das offen nationalsozialistische und militante Lager banden, für das die NPD zu gemässigt war.

Erst in den 90ern öffnete die Partei sich für die militanten, nach diversen Organisationsverboten nun in losen "Kameradschaften" organisierten Neonazis.

Was Molau nun angeht, so gehörte er zu jenem immer mehr marginalisierten Flügel der Partei, den ich nicht "neonazistisch" nennen würde- er orientiert sich eher an der Neuen Rechten und der "Konservativen Revolution". Diese Kreise sind natürlich nicht besser als die NS-Kreise (gerade auch deshalb, weil sie den Nazis ideologische Unterfütterung geben -und gaben, siehe Carl Schmitt und die "Konservative Revolution" im Bezug zum historischen NS), sie können aber auch nicht mit den NSlern gleichgesetzt werden.

Dass also jemand wie Molau, der eher eine Art "deutscher FPÖ" im Sinn hatte, sich irgendwann angewidert von der NPD abwenden musste -Holger Apfels' "seriöser Radikalität" zum Trotz, die nur scheinbar eine Abkehr von der NS-Linie der "Kameradschafter" ist-, ist eigentlich folgerichtig.

Ob Molau durch diesen "Ausstieg" aufhört, ein Rechter zu sein, blebt abzuwarten. So etwas geht ja auch nicht von jetzt auf gleich, sondern geschieht prozesshaft, oft über Jahre hinweg. Gerade bei jemandem wie ihm, der annähernd 30 Jahre in rechten Kreisen unterwegs war.

Ich bin jedenfalls gespannt. Angeblich soll er gerade auch an einem Buch schreiben..
02.08.2012 18:36 Uhr
Ich kommentiere sie gar nicht.
02.08.2012 21:17 Uhr
Blablablablabla usw. usf.
02.08.2012 21:21 Uhr
Hätte ich soviel Angst um meine wirtschaftliche Existens, wie dieser Herr Molau, würde ich womöglich den gleichen Müll erzählen.

Dr war wirtschaftlich abhängig und war für diese wirtschaftliche Sicherheit bereit, Scheiße zu fressen.
Na und?
Wer so tief sinkt, kann jedenfalls auf mein Mitleid nicht hoffen.

Nun versucht Dr sich an den nächsten Geldgeber (Verfassungsschutz) zu verkaufen, wenn Dr nicht sowieso schon auf dessen Gehaltsliste stand.
Erbärmlich.
02.08.2012 21:23 Uhr
Wenn in China ein Sack Reis umfällt...
02.08.2012 21:48 Uhr
ich bin wahrhaft kein essentialist, aber ich hätte mich nach einem ausstieg nicht als erstes bei irgendwelchen zeitungen gemeldet.
02.08.2012 21:55 Uhr
@ angelus_novus

ich bin wahrhaft kein essentialist, aber ich hätte mich nach einem ausstieg nicht als erstes bei irgendwelchen zeitungen

Das zitierte Interview war nicht für "irgendeine" Zeitung, sondern für Publikative.org, den ehemaligen NPD-Blog.

Das kann man schon als deutliches Zeichen dafür sehen, daß Molau tatsächlich gewillt ist, mit der rechtsextremen Szene zu brechen.
03.08.2012 08:44 Uhr
texte der konservativen revolution? fuck you!

was hat nazikult und verharmlosung gepaart mit völkischen und pseudosozialistischen ideen, die zur ausgrenzung ganzer bevölkerungsgruppen aufgrund ihrer herkunft, hautfarbe, religion, politischer einstellung, und sexueller präferenz führen würde, mit revolution zu tun? ich denke, auch die klassischen konservativen würden sich diesen dreckshut nicht zwingend aufsetzen wollen. gemeinsamkeiten bestehen wohl nur in der definition des gemeinsamen politischen (linken) feindes, und im glauben der eigenen privilegierung (wenn auch aus anderen gründen).
03.08.2012 08:53 Uhr
Ich finde es zunächst einmal gut, dass ein bekannter Rechtsextremistenfunktionär aus der Szene ausgestiegen ist. Ob seine Reue echt ist oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen. Es müssen der geäußerten Reue und Distanzierung entsprechende Taten folgen, anhand derer das beurteilt werden kann.
03.08.2012 09:17 Uhr
Zitat:
was hat nazikult und verharmlosung gepaart mit völkischen und pseudosozialistischen ideen [...]mit revolution zu tun?


Erstens: "Revolution" ist lediglich ein Begriff, der nicht zwingend progressiv ausgestaltet ist.

Zweitens: die KR ist eine Denkströmung innerhalb der politischen Rechten, deren Ideen und Wirken zwar nicht getrennt vom Nationalsozialismus bewertet werden können, die sich aber nichts desto trotz von ihm unterscheidet.

Ich möchte damit nicht sagen, dass KR, "Neue Rechte" u.a. "besser" oder zumindest "harmloser" als der NS seien, aber ich finde es fatal, dass heutzutage alles mit dem Begriff des "Nazis" abgekanzelt wird. Nicht, weil ich nicht-neonazistische Rechtsradikale verteidigen möchte, sondern weil deren vorschnelle Subsumtion unter dem Nazi-Begriff für einen wirksamen Antifaschismus eher kontraproduktiv ist, da sie den Gemeinten die Möglichkeit gibt, sich in die Rolle des stigmatisierten Märtyrers zu begeben.

Letztlich ist das die allgemein praktizierte Vorgehensweise sämtlicher Reaktionäre, Rassisten, Antisemiten usw.: in Abgrenzung zu den Nazis wird stets darauf verwiesen, dass "man ja wohl noch sagen" dürfe usw., ohne gleich ein Nazi zu sein: der Nazi als Negativphänomen quasi "falsch exekutierten" Nationalbewusstseins, dem man entgegenwirken müsse, um ein "richtiges" Verhältnis zu Volk und Nation entwickeln zu können.

Und das "fuck you!" in Richtung Molau ist hier fehl am Platze, da er mit dem Nennen der KR ja nichts verharmlost: er sagt ja selbst, dass dies "im Kern nicht richtig" sei. Und das ist entscheidend. Er nimmt also nicht mehr die Trennung in "gute seriöse Rechte" und "böse menschenverachtende Nazis" vor, sondern identifiziert beide als zusammenhängend.
03.08.2012 09:25 Uhr
delarue, jetzt sei mir nicht böse, aber eine NPD-mitgliedschaft ist für mich ein klares lippenbekenntnis. ob es sich um tatsächliche nazis, oder rechtsextreme rassisten handelt, ist doch g'hupft wie g'hatscht.

das märchen vom armen konservativen revolutionär, der sich in der NPD so wie viele anderen nur bedingt wohlfühlt(e), kann er sich an die pickelhaube oder wahlweise den wehrmachtshelm stecken.

entweder geht er auf klare distanz zur NPD und zum nationalsozialismus, oder tuts eben nicht. fuck nazi-sympathy (weil eben so wie du sagst keine distanz)!

ich unterteile nicht in "wirkliche nazis", und rechte, die halt prinzipiell ähnliches denken, aber irgendwann den anachronismus dahinter entdecken.
03.08.2012 09:37 Uhr
Warum wird hier so ein Geschiss um den Typen gemacht?
03.08.2012 09:38 Uhr
Zitat:
entweder geht er auf klare distanz zur NPD und zum nationalsozialismus, oder tuts eben nicht.


Er ist doch verbal auf klare Distanz zu beidem gegangen. Aus der NPD ist er bereits vor Jahren ausgetreten, aus den rechtsextremistischen Nachfolgeparteien ebenso und von NS und "Konservativer Revolution" distanziert er sich wenigstens verbal.

Was muss er also im ersten Schritt noch unternehmen?
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
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