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Fragenübersicht Spielen Emotionen, Empörung, Moralismus etc. heute eine größere Rolle in der Politik als früher?
1 - 6 / 6 Meinungen
19.08.2013 09:00 Uhr
Nein, keine größere Rolle, sondern die Wahrnehmung ist durch die Vielfalt der Medien viel größer, als es zu Zeiten war, als es nur drei Kanäle und Tageszeitungen gab.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 19.08.2013 11:01 Uhr. Frühere Versionen ansehen
19.08.2013 09:03 Uhr
Das nimmt zu.

Wo gemeinsame Ziele fehlen, fehlt das Ringen um den besten Weg, und der Gedanke des Gemeinnutzes wird von dem des Eigennutzes abgelöst. Um Macht aufzubauen und zu erhalten, bedarf es also anderer Wege. Einer davon ist emotionale Erpressung. Ein anderer Diffamierung.
19.08.2013 09:55 Uhr
In den Sechzigern hat die CDU einen nicht unerheblichen Teil eines Wahlkampfs mit der unehelichen Geburt Willy Brandts bestritten.
19.08.2013 10:54 Uhr
Das kommt aufs Thema an.
Wir beobachten auch einen genau gegenteiligen Effekt, nämlich dort, wo es politisch nicht opportun erscheint.
Es gibt auch eine zunehmende Ignoranz, Kaltschnäuzigkeit, ja pure Amoralität, die sich - beispielsweise - gegenüber der Opfergruppe der deutschen Vertriebenen äußert.

Dass diese sich ihr Schicksal selbst zuzuschreiben hätten, ist noch einer der harmlosen Kommentare. Schon die Erwähnung, dass 15 Millionen vertrieben und ca. 3 Millionen von ihnen ermordet wurden, ruft Leute auf den Plan, die von "Aufrechnung" von "Relativierung", von "Revanchismus" schwafeln. - Gedenkstätten dürfen nur errichtet werden, wenn gleichzeitig ein Zusammenhang mit anderen Begebenheiten der Geschichte hergestellt wird. - Individuelle Schicksale erfährt man selten, und das Kollektivleid nur mit dem immerzu wiederholten Hinweis auf von Deutschen verübtes Unrecht.

Was soll das überhaupt heißen "Aufrechnung"?
Eine solche kann doch nur fürchten, wer meint, bei dieser Rechnung schlechter wegzukommen.

Aber rechnen wir doch mal:

Der Teufel Hitler brauchte 12 Jahre um 6 Millionen Juden zu ermorden, das macht durchschnittlich 0,5 Mio. Menschen pro Jahr.
Die alliierten Teufel brauchten 3 Jahre (1944 - 1946) um drei Millionen Vertriebene zu ermorden, das macht durchschnittlich 1 Mio. Menschen pro Jahr.

Kein Wunder, dass man sich da scheut, eine "Rechnung" aufzumachen.

Und auch wenn man dem Nationalsozialismus jedes Opfer des II. Weltkrieges anrechnet, was die Opferzahl auf rund 60 Millionen hochschnellen lässt, ist das keineswegs die zahlenmäßig schrecklichste Bilanz.

Während der NS für seine Völkermorde einen ganzen Weltkrieg brauchte, hat der Kommunismus mehr als das Doppelte an Mordopfern mehrheitlich in sogenannten Friedenszeiten erschlachtet.

Auch hier hat man also allen Grund, bloß jede "Rechnung" zu vermeiden.

Der Punkt aber ist: Die Emotionen und die Empörung, die man gegenüber den einen Opfern an den Tag legt, stehen in einem eklatanten Widerspruch zur achselzuckenden Gleichgültigkeit, die vielfach gegenüber den anderen Opfern gezeigt wird.

Da braucht man schon echte moralische Hilfskrücken, um das noch irgendwie in ein wie auch immer geartetes ethisches Weltbild zu bringen; da unterstellt man zum Beispiel unterschwellig, alle ermordeten Vertriebenen hätten ihrerseits vorher große Verbrechen verübt, was die Gewalttaten an ihnen nicht rechtfertige, aber doch zumindest "erklärbar" mache. Also auch alle Frauen und Kinder, Frauen, z.B. die man vergewaltigt an Scheunentore genagelt hat, oder Säuglinge, die man an Brückenpfeilern erschlagen und dann mitsamt ihren Müttern in die Moldau geworfen hat..."erklärbar", weil ja Deutsche, nicht wahr?

Sorry, aber wir reden hier von Emotionen, Empörung und Moralismus in der Politik - in diesem Zusammenhang erkenne ich nichts davon, null, nada.

Und man muß auch mal mit der Mär aufräumen, ein Hinweis auf den Völkermord an den Ostdeutschen "relativiere" irgendwie auch nur einen einzigen Mord, der von Naziseite zuvor verübt wurde.
Aus moralischer Sicht kann das eine Verbrechen niemals ein anderes rechtfertigen. Das hält sich jeder Rechtsstaat, auch der deutsche, stets zugute. Mit Ausnahme allerdings was deutsche Opfer vor, während und nach dem II. Weltkrieg anbelangt. Und bis heute werden nur Täter von deutscher Seite bzw. Seite der Achsenmächte verfolgt und vor Gericht stellt - von alliierter Seite bis heute nicht ein einziger. Ist das die Lehre aus den Verwerfungen des 20. Jahrhunderts? Dass man weiter selektiert in "gute" und "schlechte" Opfer?

Ja, es tut weh, sich diesen Wahrheiten zu stellen. Das soll es aber auch. Mag sein, dass sich auch ein mancher angegriffen fühlt, weil es sein Weltbild ins Wanken bringt, wenn offen angesprochen wird, dass im II. Weltkrieg nicht "Gut" gegen "Böse" kämpfte, sondern dass der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben wurde, dass sich die Alliierten, um den teuflischen Massenmörder Hitler zu besiegen, mit einem nicht weniger teuflischen Massenmörder verbündet haben.

Vielleicht muß man selbst aus einer Opferethnie stammen, um das frei heraus sagen zu können.
Aber es führt kein Weg daran vorbei, jedem Opfer - meinetwegen auch nur jedem Opfer, das zuvor nicht selbst zum Täter wurde, obwohl schon das eine Korruption der heute gepflegten Rechtsmoral darstellt -, - jedem Opfer dieselbe Würde und denselben Respekt zuzubilligen.
Und davon ist man in unseren Breitengraden leider noch sehr weit entfernt.
19.08.2013 11:01 Uhr
Empörung, Emotionen und Moral gab es schon immer in der Politik. Die politische Auseinandersetzung ist eben ein elementarer Bestandteil einer Demokratie. Wenn wir an Weimar denken, wo die politischen Differenzen größer waren, wurde fast ausschließlich auf der emotionalen Ebene Politik betrieben, was durch die Schutzverbände gerade zu pervertiert wurde. Heute haben wir eine sachliche Ebene erreicht, wo Empörung und Emotionen eher die Ausnahme sind. Aber sie wird gelegentlich noch genutzt - von den einen mehr, von den anderen weniger. Was heute vermehrt vorkommt ist aber Aktionismus und Pragmatismus (was ich für eine Demokratie problematisch finde).
19.08.2013 13:16 Uhr
Wenn sie zugenommen haben sollte, dann immer noch in einem Ausmaß, was geringer ist als es eigentlich angemessen wäre.

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