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Wie "remathematisiert" man eine Gesellschaft? |
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21.07.2020 12:21 Uhr |
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Dazu bräuchte man erstmal einen woken und ausgeruhten Expert*innenrat. Dieser sollte semiöffentlich bei Titel Thesen Temperamente tagen, live mit der Stichsäge Zahlen aus Fairtrade-Holz schneiden, während Gerd Scobel mit La Yaghoobifarah Max Moor mit Sägemehl bestäuben und dieser Tainted Love intoniert. - Ein Anfang wäre gemacht. Man könnte schon mal 1 und 1 zusammenzählen. |
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21.07.2020 16:23 Uhr |
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Weiß jemand, was in diesem Zusammenhang 'advanced' konkret bedeutet? Das wäre für das Verständnis der Frage doch relativ bedeutend. Je nachdem wie das definiert ist kann die Situation beunruhigend sein, weil wir hier verblöden - oder auch vollkommen harmlos und es gibt in anderen Ländern halt nur mehr Überflieger. |
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21.07.2020 17:08 Uhr |
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Das mit Japan und Singapur zwei asiatische Länder weit vorne liegen, verwundert nicht. Dort wird Schule in einer Art und Weise verstanden und praktiziert, die man hierzulande als „preußische Paukschule“ verunglimpft. Zentrale Elemente dieser Schule sind ein hoher Anteil Frontalunterricht und viel Übungszeit, in der möglichst viele Aufgaben gerechnet werden sollen.
Von beiden Elementen hat man sich in Deutschland nach dem sog. „Pisaschock“ verabschiedet.
Heute besteht ein Mathebuch aus einer Eingangsgeschichte, mit der in das Thema eingeführt wird, einer Erzählung über das anzuwendende Verfahren und ausführlichen Hinweisen, was man damit berechnen kann.
Bis dahin sind drei Seiten des Buches rum. In den TIMSS-Siegerländern haben die Schüler an diesem Punkt schon 50 Aufgaben gerechnet; ohne Taschenrechner. In Deutschland fangen wir dann an, die ersten Aufgaben gemeinsam an der Tafel zu rechnen, weil wir ja kein Kind zurücklassen und es deshalb auf keinen Fall passieren darf, daß sich etwa der in der Klasse sitzende Lernbehinderte ausgeschlossen, ausgegrenzt oder anderweitig diskriminiert fühlt.
Hier sind formale Pseudoinklusion und Haltung allemal wichtiger, als vernünftig, konzentriert, zügig und strukturiert rechnen (lesen & schreiben) zu können. |
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21.07.2020 17:12 Uhr |
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Das Schlimme ist, dass nicht zu erwarten ist, dass es bei der nächsten TIMSS Studie besser wird. Eher das Gegenteil ist zu befürchten. |
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21.07.2020 17:54 Uhr |
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Brüche und Dezimalstellen...
Ich kann mich irren, aber hat man das eventuell in Deutschland noch gar nicht in der Grundschule?
Edit: Ja, das ist in Deutschland Stoff der 5. Klasse. |
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Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 21.07.2020 17:57 Uhr. Frühere Versionen ansehen |
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21.07.2020 22:54 Uhr |
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Durch andere MathelehrerInnen. Ich weiß nicht, was in deren Ausbildung schief läuft, aber ich hatte in meiner schulischen Laufbahn wirklich nur 1 Mathelehrerin, und das war in der Oberstufe, die Mathe konnte und Mathe erklären konnte. Den anderen Exemplaren, die ich bis dahin hatte, rechneten Leute, die gut in Mathe waren- ich gehörte nicht dazu- was vor. Bei der Lehrerin in der Oberstufe habe ich dann aber Mathe mündlich mit 2- gemacht. Erstens musste ich dieses Fach irgendwie unterbringen und zweitens konnte die es selbst mir erklären. Und die erklärte wirklich so lange, bis der Letzte es kapiert hatte. |
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21.07.2020 23:48 Uhr |
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Wenn sog. "Eliten" aufhören könnten, damit zu kokettieren, wie schlecht sie in Mathe waren bzw. sind, wäre das schonmal ein Anfang. |
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21.07.2020 23:48 Uhr |
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Zitat:Durch andere MathelehrerInnen. Ich weiß nicht, was in deren Ausbildung schief läuft, aber ich hatte in meiner schulischen Laufbahn wirklich nur 1 Mathelehrerin, und das war in der Oberstufe, die Mathe konnte und Mathe erklären konnte. Den anderen Exemplaren, die ich bis dahin hatte, rechneten Leute, die gut in Mathe waren- ich gehörte nicht dazu- was vor. Bei der Lehrerin in der Oberstufe habe ich dann aber Mathe mündlich mit 2- gemacht. Erstens musste ich dieses Fach irgendwie unterbringen und zweitens konnte die es selbst mir erklären. Und die erklärte wirklich so lange, bis der Letzte es kapiert hatte.
So ähnlich geht es mir tatsächlich auch. Ich war nie herausragend gut und brauchte deshalb auch gute Erklärungen. In der Realschule war das schon schwierig für mich, da begegnete ich aber auch der einzigen Lehrerin, die es mir mit wenigen Worten wirklich gut beibringen konnte. Nach dem Wechsel aufs Gymnasium ging es dann wieder komplett bergab, unser Mathelehrer hat eigentlich nur Zahlengebilde an die Tafel geschrieben und sie bei Rückfragen wiederholt. |
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21.07.2020 23:57 Uhr |
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Zitat:Wenn sog. "Eliten" aufhören könnten, damit zu kokettieren, wie schlecht sie in Mathe waren bzw. sind, wäre das schonmal ein Anfang.
Mag sein. Aber irgenwoher muss es ja auch kommen, dass viele zumindest der Meinung sind, sie seien schlecht in Mathe gewesen.
Was bei mir immer ging war Algebra.
Mit abstraktem räumlichen Vorstellungsvermögen hat mein Gehirn es zum Beispiel nie gehabt. Wenn es konkret wird hingegen schon, heisst. zeig mir Möbel und wo du sie in einem konkreten Raum hinstellen willst und ich sag dir probemlos, ob ich finde, dass das gut aussieht oder nicht.
Aber der Inhalt eines Zylinders, die Fläche eines Kegels, die Seiten eines Trapezes- geh meinem Gehirn weg damit. Allein schon am Zeichnen und markieren der gesuchten Fläche scheitere ich da. Es weiß weder, was es da genau berechnen soll noch- und darin sehe ich auch ein großes Manko des Matheunterrichts- wozu das gut sein soll. Dreiecke gingen so gerade noch. Wenigstens sollten Schüler mal eine Idee bekommen, wozu man sowas später gebrauchen könnte.
Für meinen Beruf reichen die Grundrechenarten und Prozentrechnung. Und das ist auch gut so. |
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22.07.2020 00:03 Uhr |
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Zitat:Zitat:Wenn sog. "Eliten" aufhören könnten, damit zu kokettieren, wie schlecht sie in Mathe waren bzw. sind, wäre das schonmal ein Anfang.
Mag sein. Aber irgenwoher muss es ja auch kommen, dass viele zumindest der Meinung sind, sie seien schlecht in Mathe gewesen.
Es geht darum, dass dieses "Schlecht in Mathe Sein" als etwas dargestellt wird, was unerheblich ist oder worauf man sogar noch stolz sein kann.
Man wird eine Gesellschaft nicht "remathematisieren" können, wenn die Eliten der Mathematik nur Verachtung entgegenbringen.
Ausgerechnet die taz hatte da vor einigen Monaten einen ganz guten Artikel drüber.
https://taz.de/Steile-These-zur-Corona-Krise/!5669249/ |
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22.07.2020 00:09 Uhr |
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Zitat:Es geht darum, dass dieses "Schlecht in Mathe Sein" als etwas dargestellt wird, was unerheblich ist oder worauf man sogar noch stolz sein kann.
Naja, wenn wir mal ehrlich sind: das meiste von dem, was wir an Mathe lernen mussten, braucht im richtigen Leben allenfalls eine Minderheit, der man das, wenn sie es je brauchen sollte, auch auf einer Berufsschule z.B. noch beibringen könnte.
Ich glaub noch nicht mal, dass die stolz drauf sind, in Mathe schlecht gewesen sein, sondern froh, in Mathe nicht von dem gebraucht zu haben, was sie in der Schule eh noch nie konnten.
Zitat:Man wird eine Gesellschaft nicht "remathematisieren" können, wenn die Eliten der Mathematik nur Verachtung entgegenbringen.
Mathe und Naturwissenschaften waren schon immer die Stiefkinder deutscher Schulen. Da fehlt einfach auch die Wertschätzung für diese Fächer. Und studiert werden sie auch nicht oft. Und die paar Nasen, die diese Fächer dann studieren, aber didaktisch nicht gerade die hellsten Kerzen auf der Torte sind, werden dann genommen um diese Fächer zu unterrichten. Und somit beißt sich da m.E. permanent die Katze in den Schwanz. |
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Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 22.07.2020 00:37 Uhr. Frühere Versionen ansehen |
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22.07.2020 00:15 Uhr |
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@foreverdol
Deine Argumentation läuft darauf hinaus, dass eine "Remathematisierung" gar nicht nötig ist - weil sie ja eh keiner braucht.
Die Umfrage fragt aber danach, wie eine Remathematisierung bewerkstelligt werden könnte.
m.M.n. fängt das Problem bei der Grundhaltung an. Die fehlende Wertschätzung der Mathematik (und dazu gehört auch, "das braucht ja eh keiner") ist das Grundproblem, auf dem alles andere aufbaut. Vielleicht "braucht" es ja auch keiner, weil es viel zu wenige können. Ich kann da ein Lied singen aus meinem Fachbereich. Von 120 Absolventen der Ökonomie in meinem Jahrgang hatten drei Vertiefungsfach Statistik und Ökonometrie. Vielleicht nochmal fünf Operations Research. Wirtschaftstheorie wird gemieden wie die Pest, jeder versucht, mit Laberfächern durchzukommen. Resultat: Die Institute finden selbst unter Einser-Absolventen kaum einen qualifizierten Bewerber. |
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22.07.2020 00:17 Uhr |
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Zitat:Starke Taktik; hast du die im Studium dann weiter verfolgt oder mußtest du umstellen.
Beim Studium war das erst mal so: wir hatten, bevor das erste Semester losging erst mal 2 Wochen so einen Mathe-Vorbereitungskurs, wenn du so willst( ich komm nicht auf das lateinische Wort dafür), mit dem wir erst mal zu den Anforderungen an der FH aufschließen sollten. Das war freiwillig, aber ich glaub jeder Ersti ist die 2 Wochen dahin. Und dann haben wir erst mal gesehen, wovon wir alles noch nichts gehört hatten. Es gab auch keine Prüfung nach den zwei Wochen oder so, das war nur zur Einstimmung.
Und dann war es an der FH so, wie vorher an der Schule auch: es gab genau einen jungen Prof., der beherrschte seinen Stoff aus dem Effeff und konnte ihn auch erklären. Die Vorlesungen bei ihm waren auch regelmäßig überlaufen, aber es hat niemand von uns geschrieben, bis er nicht alle Vorlesungen- zum Glück hielt der tatsächlich zu allen Inhalten Vorlesungen- bei diesem Prof. gehört hatte. Die Kollegen konnte man sich dann höchstens angucken, wenn man mal sehen wollte, wie man Stoff auch umständlich und unverständlich erklären kann. |
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22.07.2020 00:23 Uhr |
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Zitat:@foreverdol
Deine Argumentation läuft darauf hinaus, dass eine "Remathematisierung" gar nicht nötig ist - weil sie ja eh keiner braucht.
Die Umfrage fragt aber danach, wie eine Remathematisierung bewerkstelligt werden könnte.
Ich habe das schon verstanden. Für mich stellt sich allerdings wirklich die Frage, ob ein dermaßen breites Wissen, wie zur Zeit vermittelt werden soll, wirklich notwendig ist. Vielleicht wäre weniger, das aber in Ruhe und "Würde" (ich nenn das jetzt mal so) vermittelt besser, als alles anschneiden, viele verstehen es nicht, aber man muss weiter machen, weil man durch den Lehrplan hetzen muss. |
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22.07.2020 00:35 Uhr |
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Zitat:Notwendig wofür? Das Abitur soll eigentlich Studierfähigkeit bescheinigen, und zwar in allen Fächern. Davon kann keine Rede sein. Die Durchfallquoten in den Mathe- und Statistikscheinen in den ersten zwei Semestern sind oft bei über 50 Prozent.
Wen wunderts? Was Mathe angeht, prallt da sehr unterschiedliches Wissen aufeinander, da dort Leute, die auf der Schule Mathe-Grundkurs hatten genauso in der Vorlesung sitzen wie Leute, die Mathe-Leistungskurs hatten.
Und mit Statistik bin ich im Studium überhaupt das erste Mal in Berührung gekommen. Das hab ich mir erst mehrere Semester angehört, ehe ich es geschrieben habe, weil ich erst mal drauf klar kommen musste, was die überhaupt wollten. War glaub ich die letzte Klausur des Grundstudiums, obwohl viele das im zweiten Semester geschrieben haben. Meistens mit dem von dir genannten Erfolg. Ich hab es hingegen im ersten Versuch geschafft und es dabei auch belassen, obwohl wir ja einen Freiversuch hatten. |
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