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Fragenübersicht [Umfragenserie Libertarismus] Wäre es sinnvoll, wenn man vollständig auf indirekte Besteuerung bzw. Verbrauchssteuern umsteigt?
1 - 7 / 7 Meinungen
25.12.2020 18:58 Uhr
Erst mal

Zitat:
(Staat nimmt Reichen und gibt Armen


stimmt ja in unserem System nicht.

Hier nimmt der Staat den Normalverdienern, derweil die Reichen ihren Anteil gedeckelt haben und in jeder Krise auch noch bekommen oder Subventionen abkassieren und den anderen Teil gibt man den Armen.

Es gibt Länder, die mit der indirekten Besteuerung gut fahren, letztlich wäre sie jedenfalls gerechter als das, was wir zu Zeit haben.

Die Frage wäre, wie man "Knall auf Fall" auf so ein System umstellt.
26.12.2020 01:29 Uhr
Soweit ich weiß, ist Ungarn ziemlich weit in diese Richtung gegangen. Orbán macht auch eine ganz sinnvolle Wirtschaftspolitik (unabhängig davon was er sonst mit dem Land anstellt).

Monaco hat seit 1869 keine direkte Steuerpflicht für Privatpersonen, aber das kann man wohl schlecht auf große Länder übertragen.

Es vermindert die Nebenkosten der Arbeit, das bringt eine ganze Menge an Wettbewerbsfähigkeit. Und wenn man's richtig macht, büßt der Normalverdiener keine Kaufkraft ein.

Andererseits, kriegt der Staat so genug Geld zusammen?
26.12.2020 01:47 Uhr
Person A hat ein monatliches Einkommen von 1.000 EUR. Sagen wir grob, diese Person muss 20 Prozent vom Einkommen auf Versicherungsbeiträge abführen, bleiben 800 EUR. Person A muss monatlich 400 EUR aufwenden, um den lebensnotwendigen Bedarf zu decken. Sagen wir, auf diesen Bedarf werden zB durch USt und Energiesteuern etc. 15% erhoben (müsste zur Deckung der Staatskosten aber deutlich höher sein). Person A drückt 60 EUR Steuern ab. 800 - 400 - 60 = 340 EUR frei verfügbares Einkommen.

Person B hat ein monatliches Einkommen von 5000 EUR. Wieder 20 Prozent Versicherungsbeiträge, bleiben 4000 EUR übrig. Entweder Person B braucht nun auch nur 400 EUR zum Leben oder etwas mehr oder so viel mehr, dass etwa der gleiche Restbetrag wie bei A übrig bleibt. Die Realität zeigt: Steigt das Einkommen, steigen die Ausgaben, aber nicht im gleichen Maß. Sagen wir also, B muss monatlich 1500 EUR aufwenden. Das ergibt EUR Steuern. 4000 - 1500 - 225 = 2275 EUR bleiben übrig.

Person C hat ein monatliches Einkommen von 10000 EUR. Abzüglich 20 Prozent Sozialabgaben bleiben 8000 EUR übrig. Lebenshaltungskosten nun bei, sagen wir, 2500 EUR. Macht 375 EUR Verbrauchssteuern. 8000 - 2500 - 375 = 5125 EUR bleiben übrig.

Also: Flattaxing - nichts anderes sind Verbrauchssteuern mit gleichem Steuersatz - ist nur dann gerecht, wenn mit steigendem Einkommen die Ausgaben im gleichen Maß steigen. Dann zahlt jeder das, was seiner Leistungsfähigkeit entspricht. Dass das aber so nicht läuft sehen wir jeden Tag. Mit steigendem Einkommen steigen Sparquoten, der Verbrauch hält nicht 1:1 mit. Das Ergebnis dieser Form der Besteuerung ist dann maximal ungerecht statt gerecht. Die Formel geht nur dann auf, wenn Sparen und Verbrauch gleichgestellt werden.

Es gibt im wesentlichen nur einen Grund für Steuern wie etwa die Umsatzsteuer: Sie sind sehr leicht und kostenarm zu administrieren, erzielen aber hohe Einnahmen. Mit Gerechtigkeit hat das wenig zu tun.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 26.12.2020 01:48 Uhr. Frühere Versionen ansehen
26.12.2020 02:26 Uhr
Zitat:
Also: Flattaxing - nichts anderes sind Verbrauchssteuern mit gleichem Steuersatz - ist nur dann gerecht, wenn mit steigendem Einkommen die Ausgaben im gleichen Maß steigen. Dann zahlt jeder das, was seiner Leistungsfähigkeit entspricht. Dass das aber so nicht läuft sehen wir jeden Tag. Mit steigendem Einkommen steigen Sparquoten, der Verbrauch hält nicht 1:1 mit. Das Ergebnis dieser Form der Besteuerung ist dann maximal ungerecht statt gerecht.


Ja aber: Was wir momentan haben, ist theoretisch eine Steuerprogression, praktisch geht die nur bis zur oberen Mittelklasse, und die Reichen rechnen sich die Steuern so, daß sie kaum was zahlen müssen.

Letzteres wäre mit Verbrauchssteuern nicht möglich.
26.12.2020 12:44 Uhr
@ frozenmadness:

Zitat:
Es vermindert die Nebenkosten der Arbeit, das bringt eine ganze Menge an Wettbewerbsfähigkeit. Und wenn man's richtig macht, büßt der Normalverdiener keine Kaufkraft ein.

Andererseits, kriegt der Staat so genug Geld zusammen?


Götz Werners Team hat das in Karlsruhe mal durchgerechnet (im Kontext der Grundeinkommensfrage). Ich kann mich jetzt nicht mehr an die genauen Zahlen erinnern, aber ich glaube der Regelsatz der MwSt müsste bei etwa 50% liegen. Dazu gäbe es eine dritte Stufe für Luxusgüter.

Das ist der große Vorteil, die indirekte Besteuerung belastet den Faktor Arbeit nicht. Man muss heute als Unternehmer für einen Angestellten mit 2000 Euro netto mehr als 4000, eher 5000 Euro einplanen. Die Lohnkosten würden sich also quasi halbieren. Der Anreiz, Arbeitskräfte einzustellen, steigt. Natürlich aber auch der Preis der Produkte am Ende.

@ ratio legis:

Zitat:
Person A hat ein monatliches Einkommen von 1.000 EUR. Sagen wir grob, diese Person muss 20 Prozent vom Einkommen auf Versicherungsbeiträge abführen, bleiben 800 EUR. Person A muss monatlich 400 EUR aufwenden, um den lebensnotwendigen Bedarf zu decken. Sagen wir, auf diesen Bedarf werden zB durch USt und Energiesteuern etc. 15% erhoben (müsste zur Deckung der Staatskosten aber deutlich höher sein). Person A drückt 60 EUR Steuern ab. 800 - 400 - 60 = 340 EUR frei verfügbares Einkommen.

Person B hat ein monatliches Einkommen von 5000 EUR. Wieder 20 Prozent Versicherungsbeiträge, bleiben 4000 EUR übrig. Entweder Person B braucht nun auch nur 400 EUR zum Leben oder etwas mehr oder so viel mehr, dass etwa der gleiche Restbetrag wie bei A übrig bleibt. Die Realität zeigt: Steigt das Einkommen, steigen die Ausgaben, aber nicht im gleichen Maß. Sagen wir also, B muss monatlich 1500 EUR aufwenden. Das ergibt EUR Steuern. 4000 - 1500 - 225 = 2275 EUR bleiben übrig.

Person C hat ein monatliches Einkommen von 10000 EUR. Abzüglich 20 Prozent Sozialabgaben bleiben 8000 EUR übrig. Lebenshaltungskosten nun bei, sagen wir, 2500 EUR. Macht 375 EUR Verbrauchssteuern. 8000 - 2500 - 375 = 5125 EUR bleiben übrig.

Also: Flattaxing - nichts anderes sind Verbrauchssteuern mit gleichem Steuersatz - ist nur dann gerecht, wenn mit steigendem Einkommen die Ausgaben im gleichen Maß steigen. Dann zahlt jeder das, was seiner Leistungsfähigkeit entspricht. Dass das aber so nicht läuft sehen wir jeden Tag. Mit steigendem Einkommen steigen Sparquoten, der Verbrauch hält nicht 1:1 mit. Das Ergebnis dieser Form der Besteuerung ist dann maximal ungerecht statt gerecht. Die Formel geht nur dann auf, wenn Sparen und Verbrauch gleichgestellt werden.

Es gibt im wesentlichen nur einen Grund für Steuern wie etwa die Umsatzsteuer: Sie sind sehr leicht und kostenarm zu administrieren, erzielen aber hohe Einnahmen. Mit Gerechtigkeit hat das wenig zu tun.


Im libertären Wunderland würden auch die Sozialversicherungsbeiträge einkommensunabhängig eingezogen, also würde deine Rechnung noch etwas extremer ausfallen.

Aber ist es wirklich so ungerecht, Steuern vom Einkommen unabhängig einzuziehen? Was soll daran ungerecht sein, wenn mit steigendem Einkommen die Sparquoten steigen? Ungleiche Einkommensverteilungen sind nicht per se ungerecht, wenn sie der erbrachten Leistung entsprechen (was sie aber leider oftmals nicht tun).
Eher im Gegenteil, was soll daran gerecht sein, wenn man die Besteuerung allein an der Leistungsfähigkeit bzw Bedürftigkeit bemisst?

foreverdol hat hier in seinem ersten Beitrag wohl aber das beste Argument gebracht: Die intendierte Umverteilung von Reich zu Arm funktioniert überhaupt nicht. De facto ist es eine Umverteilung von der Mitte zur Arm, weil sich die Oberschicht durch die zahlreichen Schlupflöcher in der Einkommensteuer arm rechnet.
Und es gibt doch wohl nichts Ungerechteres, die wirklichen Leistungsträger unserer Gesellschaft hoch zu besteuern, während die Oberschicht ihr immensen Einkommen behalten darf.
26.12.2020 13:32 Uhr
Zitat:
Aber ist es wirklich so ungerecht, Steuern vom Einkommen unabhängig einzuziehen? Was soll daran ungerecht sein, wenn mit steigendem Einkommen die Sparquoten steigen? Ungleiche Einkommensverteilungen sind nicht per se ungerecht, wenn sie der erbrachten Leistung entsprechen (was sie aber leider oftmals nicht tun).
Eher im Gegenteil, was soll daran gerecht sein, wenn man die Besteuerung allein an der Leistungsfähigkeit bzw Bedürftigkeit bemisst?


Ungleiche Einkommensverhältnisse sind nicht zwingend ungerecht, es ist allerdings hochgradig ungerecht, wenn die faktische staatliche Belastung für niedrige Einkommen systematisch höher ist. Maßgeblich ist nicht allein der Steuersatz sondern vor allem das, was übrig bleibt.
27.12.2020 10:52 Uhr
Ich fände es sinnvoll, da so jeder bestimmen kann wieviel er bezahlt und Gleichheit garantiert ist. Zudem würde evtl. die Wertschätzung zu den Produkten steigen und die Menschen nicht mehr so viel konsumieren, was auch gut für den Umweltschutz wäre.
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