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Fragenübersicht Macht es sich jetzt bemerkbar, dass die deutsche Linke (nicht die Partei) in den letzten Jahrzehnten überwiegend Mitläufer eingesammelt hat?
1 - 20 / 62 Meinungen+20Ende
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06.12.2021 21:55 Uhr
Jedenfalls ist das (obrigkeits-)kritische Denken unter den deutschen Linken erkennbar auf dem absteigenden Ast - und das seit Jahren, vielleicht Jahrzehnten. Wahrscheinlich liegt das daran, dass die Linke seit geraumer Zeit die Diskurshegemonie innehat. Das führt natürlich bei vielen (bedauerlicherweise) zu einer weniger obrigkeitskritischen Haltung.
06.12.2021 21:56 Uhr
Kann die Umfragestellerin bitte mal erläutern, was sie unter "Mitläufer" versteht?
06.12.2021 22:05 Uhr
Zitat:
Kann die Umfragestellerin bitte mal erläutern, was sie unter "Mitläufer" versteht?


Menschen, die ohne innere Überzeugung bestimmte Ansichten übernehmen, weil sie "in" sind, "alle" sie haben und sie dazugehören wollen.
06.12.2021 22:07 Uhr
Zitat:
Zitat:
Kann die Umfragestellerin bitte mal erläutern, was sie unter "Mitläufer" versteht?


Menschen, die ohne innere Überzeugung bestimmte Ansichten übernehmen, weil sie "in" sind, "alle" sie haben und sie dazugehören wollen.


Du meinst solche Typen, die blind den Querdenkern hinterherrennen, ohne jemals etwas ernsthaft zu hinterfragen?
06.12.2021 22:13 Uhr
Vielleicht ist ja auch die Idee der „Abschaffung des Rechtsstaats“ einfach nur vollkommener Blödsinn.
06.12.2021 22:24 Uhr
Zitat:
Du meinst solche Typen, die blind den Querdenkern hinterherrennen, ohne jemals etwas ernsthaft zu hinterfragen?


Auch die. Aber die deutsche Linke (inklusive sogenannte Linksliberale) hat quantitativ wesentlich mehr von der Sorte, schon allein weil sie gesellschaftlich allgemeinhin akzeptiert wird, ja sogar tonangebend ist.
06.12.2021 22:27 Uhr
Zitat:
Zitat:
Du meinst solche Typen, die blind den Querdenkern hinterherrennen, ohne jemals etwas ernsthaft zu hinterfragen?


Auch die. Aber die deutsche Linke (inklusive sogenannte Linksliberale) hat quantitativ wesentlich mehr von der Sorte, schon allein weil sie gesellschaftlich allgemeinhin akzeptiert wird, ja sogar tonangebend ist.


Was Linksliberale angeht gebe ich dir gerne recht. das sind auch sehr Viele.

Aber echte Linke sind keine Mitläufer. Die denken anders.

Und nun warte ich auf den Shitstorm aus der FPi...
06.12.2021 22:43 Uhr
Zitat:
Aber echte Linke sind keine Mitläufer. Die denken anders.


Echte Linke bestehen fast nur noch aus Sarah Wagenknecht ;-)

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 06.12.2021 22:49 Uhr. Frühere Versionen ansehen
06.12.2021 22:44 Uhr
Das Mitläufertum sehe ich vor allem auf der Rechten. "Wir verteidigen die Grundrechte!". So?

Liebe Kameraden, warum fällt uns ausgerechnet jetzt ein, dass Grundrechte was Feines sind, wo es gegen eine durchaus reale Gefahr geht? Klar, kann man sich über manche Maßnahmen streiten. Aber wir machen uns gerade lächerlich.

Wo waren wir mit unserer Kritik am Nanny-Staat, als es um die Freigabe von Cannabis ging? Cannabis tötet im Gegensatz zu Covid19 keinen einzigen Menschen. Und schadet nur dem, der es konsumiert. Trotzdem verlangen alle rechten Parteien in der BRD-Geschichte, Cannabis-Besitz zu bestrafen. Insbesondere auch mit Gefängnis.

Wären Grundrechte für uns jemals wirklich von Belang gewesen, wir hätten schon vor Jahren von einer "Anti-THC-Diktatur gesprochen!

Nächster Punkt: Wir Rechten sind Fetischisten der Wehrpflicht. Alle rechten Parteien wollen sie. Diskussionen, ob sie denn wirklich sinnvoll ist, kommen in rechten Kreisen überhaupt nie über ein Stammtisch-Niveau hinaus. "Hat noch nie jemandem geschadet", "Die sind alle verweichlicht" oder "Man muss was für die Gemeinschaft tun", "Man weiß nie, was noch an Gegnern in der Zukunft kommt..." usw.

Auch hier sind uns die Grundrechte wurscht. Wir versuchen nichtmal, diesen extremen Eingriff in die Grundrechte irgendwie zu begründen, uns reicht das Getrolle. Die Wehrpflicht ist einerseits verdammt teuer. Durch sie verschiebt sich volkswirtschaftlich die Leistungserbringung in einem Spezialistenberuf um ein Jahr nach hinten. Wofür? Damit Leute in Kampftechniken ausgebildet werden, von denen wir nicht sagen können, gegen wen sie sich denn richten. Denn die gleichen Leute drehen ja sonst durchaus permanent hohl, dass die NATO mit ihrem Militarismus Russland bedrohen würde.

Die Wehrpflicht ist natürlich nicht nur verdammt teuer (wer diese Kosten nicht scheut, sollte über Lockdown-Kosten den Rand halten). Sie ist auch ein brachial-Eingriff in die Grundrechte: Der Wehrpflichtige wird ein Jahr lang kaserniert, muss sich mit 5 anderen oder mehr ein Zimmer teilen, die Privatsphäre hat die Größe eines Schrankkästchens und der Vorgesetzte darf kontrollieren, ob die Unterhosen richtig gefaltet sind. Ja Leute, das wollen wir und es ist in rechten Parteien so gut wie unmöglich, rational darüber zu reden, ob wir das wirklich brauchen. Aber natürlich, wenn es um Corona geht, dann sind wir für Grundrechte. Leute, das glauben wir doch selber nicht. Auch ihr nicht!

Aber all diese Grundrechtseingriffe rechtfertigen wir damit, dass es halt noch niemandem geschadet hätte. Stimmt so auch nicht ganz. Normalerweise verlassen immer 0,5-1% der Rekruten die Armee mit einer Wehrdienstbeschädigung, relativ oft z.B. mit einem Knalltrauma. eine Infanterieausbildung, die etwas taugt, kommt auch kaum unter diesen Wert. Wir hätten wahrscheinlich sogar höhere Werte, wenn wir Wert drauf legen würden, dass die Soldaten danach wirklich zum Verteidigen des Vaterlandes was taugen. Jedenfalls: Impfstoffe sind für die Gesundheit harmloser als das, was wir den jungen Leuten da zumuten wollen!

Und derzeit überschlagen wir uns damit, wie böse doch die Folgen des Lockdowns für unsere Kinder wären. Trauma und ach, haste nicht gesehen. Liebe Leute, wenn ihr soziale Berufe nicht so verachten würdet, hättet ihr Euch z.B. mal mit Angestellten der Suchtkliniken unterhalten können. Wie viele Patienten dort, haben ihre Suchtkarriere in der Bundeswehr begonnen oder ausgeweitet? Nicht wenige! Hat also noch niemand geschadet? Holla, die Waldfee!

Damit sage ich übrigens nicht, dass Wehrpflicht oder THC-Verbot prinzipiell schlecht wären. Das sind allerdings Dinge, gegen die man schon lange Gift und Galle gespuckt hätte (und: man hätte sie schon vor Jahren aus den Parteiprogrammen entfernt!), wenn das Thema Grundrechte wichtig wäre.

Ich könnte weitermachen im Text. Dann wird der Beitrag kilometerlang. Die Parteiprogramme aller rechten Parteien sind voll von Bevormundung und Grundrechtseingriffen. Die können übrigens alle durchaus gerechtfertigt sein, keine Frage! Aber sie passen einfach nicht zu einem Milieu, das sagt "Grundrechte sind nicht verhandelbar".

Sagen wir doch mal Klartext: Grundrechte sind uns zweitrangig, so lange sie nur einigermaßen erhalten bleiben.
Dass wir jetzt Corona-Maßnahmen ablehnen, geht auf eine Kampagne zurück, die "Russia Today" im Frühjahr 2020 mit der Veröffentlichung des Interviews mit Dr. Köhnlein begonnen hat. Dass Köhnlein ein Spinner ist, der grundsätzlich krankmachende Viren leugnet, wissen wir alle. Dass dieses Video mit russischen Untertiteln versehen, in Russland verbreitet als "Fakenews" strafrechtlich relevant ist, ebenfalls.

Wir wissen auch, dass nach dem Startschuss von RT die ganzen "Alternativmedien" auf den Zug aufgesprungen sind. Erst die radikalen RT-Lakaien wie Ken Jebsen oder das Compact-Magazin, von denen wir selber wissen, dass die zwar gerne mit unserer Klientel Geld machen, aber uns Rechte eigentlich aus tiefster Seele verachten. Und wir wissen, dass dies eine Eigendynamik ausgelöst hat, dass daraufhin zunehmend Politiker eingeknickt sind, nach dem Motto "Sich mit diesen Sektierern anzulegen, kostet zu viel Nerven und Karrierechancen, also vertrete ich deren Kurs, nur halt nicht ganz so offensichtlich deppert". Dann kamen Homburg, Bhakdi & Co., die quasi RT in die Sprache der feinen Leute übersetzten. Dass die Argumente Quatsch waren, wusste ohnehin jeder in der rechten Szene. War aber halt cooler Quatsch, der in unserer Szene gehyped wurde.

Entschieden wurde die Sache auch auf politischer Ebene recht schnell per "ordre de Mufti". Schaut man kurz darauf, wie sich jener ominöse Milliardärsverein verhielt, der die bisherigen AfD-Spendenaffären durch seinen absurden Dilettantismus zu verantworten hatte (und bisher schon rein finanziell der Partei mehr geschadet als genutzt hat), dann fällt auf, dass dessen "Deutschland-Kurier" sehr früh auf ein Hypen von Wolfgang Wodarg gesetzt hatte.
Im Klartext: Wir interessieren uns für Grundrechte, weil es dafür Kohle gibt. Und wegen nix anderem! Vielleicht noch, weil es in der Szene modern ist. Und die "Trendsetter" auf geil bezahlte Mandate schielen, für die sie Stimmvieh brauchen.

Alles schön und gut, es darf in der Demokratie ja jeder sein Glück verfolgen. Aber es ist schlichtweg lächerlich, wenn jemand aus der Rechten behauptet, er würde aus irgendeiner Überzeugung heraus, die Grundrechte verteidigen, indem er "Querdenken" unterstützt. Das glaubt uns keiner, das glauben wir nichtmal selber. Wir sind die Mitläufer, Kameraden.
06.12.2021 22:48 Uhr
Zitat:
Das glaubt uns keiner, das glauben wir nichtmal selber. Wir sind die Mitläufer, Kameraden.


Ich glaube, dass Du tatsächlich zu viel Zeit mit dem Querdenker-Milieu verbringst. So viel, dass Dir nicht mal auffällt, dass die deutsche Rechte damit nur eine kleinbruchteilige Schnittmenge hat.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 06.12.2021 22:48 Uhr. Frühere Versionen ansehen
06.12.2021 22:49 Uhr
Alle die nicht meiner Meinung sind sind voll die Mitläufer!!!!111!!!
06.12.2021 22:50 Uhr
Zitat:
Alle die nicht meiner Meinung sind sind voll die Mitläufer!!!!111!!!


06.12.2021 22:55 Uhr
Zitat:
Zitat:
Das glaubt uns keiner, das glauben wir nichtmal selber. Wir sind die Mitläufer, Kameraden.


Ich glaube, dass Du tatsächlich zu viel Zeit mit dem Querdenker-Milieu verbringst. So viel, dass Dir nicht mal auffällt, dass die deutsche Rechte damit nur eine kleinbruchteilige Schnittmenge hat.


Dann zeig mir mal ein einziges rechtes Milieu, das noch nicht zu Querdenken-Demos aufgerufen hat. Und in dem man noch über seinen Quellenabgleich von Bhakdis Büchlein reden darf, ohne beschuldigt zu werden, ein Agent Merkels oder Bill Gates zu sein. Tilia, die Luft ist da verdammt dünn. Bestenfalls. Es kommen auch sehr schnell ganz andere Saiten auf. Das sind auch nicht nur die verlachten Proleten ohne Einfluss, die dann Richtung rabiatere Mittel gehen, anstatt einfach mal selbst einen Quellenabgleich Bhakdis zu praktizierren.

Meine Überzeugung: Wenn es in Bezug auf Corona eine Verschwörung gibt, dann sind v.a. die Querdenker deren Manifestation.
06.12.2021 22:57 Uhr
Zitat:

Meine Überzeugung: Wenn es in Bezug auf Corona eine Verschwörung gibt, dann sind v.a. die Querdenker deren Manifestation.


Ja nee, ist klar.
Deswegen fällt Dir auch nicht auf, wenn von diversen deutschen Politikern absichtlich manipulierte Statistiken als Grundlage ihres Handelns herangezogen werden.
06.12.2021 23:20 Uhr
Inwiefern manipulierte Statistiken?

Ich sage übrigens nicht, dass die Statistiken nicht manipuliert werden. Ein gewisses Maß an Statistik-Manipulation ist im Politikgeschäft ja durchaus normal. Wobei die größten Verzerrungen regelmäßig auch noch durch authentische Blödheit ergänzt werden. Manipuliert wird auf Seiten der Rechten übrigens in sehr viel exzessiverem Ausmaß. Da sehen wir den Splitter im Auge des Nächsten und übersehen den Balken im eigenen. Gerade beim Corona-Thema.

Aber Tacheles: Welche Statistik wird denn manipuliert? (fast jede, aber mir geht es darum, welche Du meinst) Und in welchem Ausmaß würden die "echten Zahlen" denn etwas an der prinzipiellen Sachlage ändern?
07.12.2021 00:00 Uhr
Zitat:
Das Mitläufertum sehe ich vor allem auf der Rechten. "Wir verteidigen die Grundrechte!". So?

Liebe Kameraden, warum fällt uns ausgerechnet jetzt ein, dass Grundrechte was Feines sind, wo es gegen eine durchaus reale Gefahr geht? Klar, kann man sich über manche Maßnahmen streiten. Aber wir machen uns gerade lächerlich.

Wo waren wir mit unserer Kritik am Nanny-Staat, als es um die Freigabe von Cannabis ging? Cannabis tötet im Gegensatz zu Covid19 keinen einzigen Menschen. Und schadet nur dem, der es konsumiert. Trotzdem verlangen alle rechten Parteien in der BRD-Geschichte, Cannabis-Besitz zu bestrafen. Insbesondere auch mit Gefängnis.

Wären Grundrechte für uns jemals wirklich von Belang gewesen, wir hätten schon vor Jahren von einer "Anti-THC-Diktatur gesprochen!

Nächster Punkt: Wir Rechten sind Fetischisten der Wehrpflicht. Alle rechten Parteien wollen sie. Diskussionen, ob sie denn wirklich sinnvoll ist, kommen in rechten Kreisen überhaupt nie über ein Stammtisch-Niveau hinaus. "Hat noch nie jemandem geschadet", "Die sind alle verweichlicht" oder "Man muss was für die Gemeinschaft tun", "Man weiß nie, was noch an Gegnern in der Zukunft kommt..." usw.

Auch hier sind uns die Grundrechte wurscht. Wir versuchen nichtmal, diesen extremen Eingriff in die Grundrechte irgendwie zu begründen, uns reicht das Getrolle. Die Wehrpflicht ist einerseits verdammt teuer. Durch sie verschiebt sich volkswirtschaftlich die Leistungserbringung in einem Spezialistenberuf um ein Jahr nach hinten. Wofür? Damit Leute in Kampftechniken ausgebildet werden, von denen wir nicht sagen können, gegen wen sie sich denn richten. Denn die gleichen Leute drehen ja sonst durchaus permanent hohl, dass die NATO mit ihrem Militarismus Russland bedrohen würde.

Die Wehrpflicht ist natürlich nicht nur verdammt teuer (wer diese Kosten nicht scheut, sollte über Lockdown-Kosten den Rand halten). Sie ist auch ein brachial-Eingriff in die Grundrechte: Der Wehrpflichtige wird ein Jahr lang kaserniert, muss sich mit 5 anderen oder mehr ein Zimmer teilen, die Privatsphäre hat die Größe eines Schrankkästchens und der Vorgesetzte darf kontrollieren, ob die Unterhosen richtig gefaltet sind. Ja Leute, das wollen wir und es ist in rechten Parteien so gut wie unmöglich, rational darüber zu reden, ob wir das wirklich brauchen. Aber natürlich, wenn es um Corona geht, dann sind wir für Grundrechte. Leute, das glauben wir doch selber nicht. Auch ihr nicht!

Aber all diese Grundrechtseingriffe rechtfertigen wir damit, dass es halt noch niemandem geschadet hätte. Stimmt so auch nicht ganz. Normalerweise verlassen immer 0,5-1% der Rekruten die Armee mit einer Wehrdienstbeschädigung, relativ oft z.B. mit einem Knalltrauma. eine Infanterieausbildung, die etwas taugt, kommt auch kaum unter diesen Wert. Wir hätten wahrscheinlich sogar höhere Werte, wenn wir Wert drauf legen würden, dass die Soldaten danach wirklich zum Verteidigen des Vaterlandes was taugen. Jedenfalls: Impfstoffe sind für die Gesundheit harmloser als das, was wir den jungen Leuten da zumuten wollen!

Und derzeit überschlagen wir uns damit, wie böse doch die Folgen des Lockdowns für unsere Kinder wären. Trauma und ach, haste nicht gesehen. Liebe Leute, wenn ihr soziale Berufe nicht so verachten würdet, hättet ihr Euch z.B. mal mit Angestellten der Suchtkliniken unterhalten können. Wie viele Patienten dort, haben ihre Suchtkarriere in der Bundeswehr begonnen oder ausgeweitet? Nicht wenige! Hat also noch niemand geschadet? Holla, die Waldfee!

Damit sage ich übrigens nicht, dass Wehrpflicht oder THC-Verbot prinzipiell schlecht wären. Das sind allerdings Dinge, gegen die man schon lange Gift und Galle gespuckt hätte (und: man hätte sie schon vor Jahren aus den Parteiprogrammen entfernt!), wenn das Thema Grundrechte wichtig wäre.

Ich könnte weitermachen im Text. Dann wird der Beitrag kilometerlang. Die Parteiprogramme aller rechten Parteien sind voll von Bevormundung und Grundrechtseingriffen. Die können übrigens alle durchaus gerechtfertigt sein, keine Frage! Aber sie passen einfach nicht zu einem Milieu, das sagt "Grundrechte sind nicht verhandelbar".

Sagen wir doch mal Klartext: Grundrechte sind uns zweitrangig, so lange sie nur einigermaßen erhalten bleiben.
Dass wir jetzt Corona-Maßnahmen ablehnen, geht auf eine Kampagne zurück, die "Russia Today" im Frühjahr 2020 mit der Veröffentlichung des Interviews mit Dr. Köhnlein begonnen hat. Dass Köhnlein ein Spinner ist, der grundsätzlich krankmachende Viren leugnet, wissen wir alle. Dass dieses Video mit russischen Untertiteln versehen, in Russland verbreitet als "Fakenews" strafrechtlich relevant ist, ebenfalls.

Wir wissen auch, dass nach dem Startschuss von RT die ganzen "Alternativmedien" auf den Zug aufgesprungen sind. Erst die radikalen RT-Lakaien wie Ken Jebsen oder das Compact-Magazin, von denen wir selber wissen, dass die zwar gerne mit unserer Klientel Geld machen, aber uns Rechte eigentlich aus tiefster Seele verachten. Und wir wissen, dass dies eine Eigendynamik ausgelöst hat, dass daraufhin zunehmend Politiker eingeknickt sind, nach dem Motto "Sich mit diesen Sektierern anzulegen, kostet zu viel Nerven und Karrierechancen, also vertrete ich deren Kurs, nur halt nicht ganz so offensichtlich deppert". Dann kamen Homburg, Bhakdi & Co., die quasi RT in die Sprache der feinen Leute übersetzten. Dass die Argumente Quatsch waren, wusste ohnehin jeder in der rechten Szene. War aber halt cooler Quatsch, der in unserer Szene gehyped wurde.

Entschieden wurde die Sache auch auf politischer Ebene recht schnell per "ordre de Mufti". Schaut man kurz darauf, wie sich jener ominöse Milliardärsverein verhielt, der die bisherigen AfD-Spendenaffären durch seinen absurden Dilettantismus zu verantworten hatte (und bisher schon rein finanziell der Partei mehr geschadet als genutzt hat), dann fällt auf, dass dessen "Deutschland-Kurier" sehr früh auf ein Hypen von Wolfgang Wodarg gesetzt hatte.
Im Klartext: Wir interessieren uns für Grundrechte, weil es dafür Kohle gibt. Und wegen nix anderem! Vielleicht noch, weil es in der Szene modern ist. Und die "Trendsetter" auf geil bezahlte Mandate schielen, für die sie Stimmvieh brauchen.

Alles schön und gut, es darf in der Demokratie ja jeder sein Glück verfolgen. Aber es ist schlichtweg lächerlich, wenn jemand aus der Rechten behauptet, er würde aus irgendeiner Überzeugung heraus, die Grundrechte verteidigen, indem er "Querdenken" unterstützt. Das glaubt uns keiner, das glauben wir nichtmal selber. Wir sind die Mitläufer, Kameraden.


Ein sehr interessanter Beitrag, @Widu Wildgeist. Du hast aus meiner Sicht mit vielen Punkten recht.
Wenn man als Rechter immer die Grund- und Freiheitsrechte verteidigt, ist man glaubwürdig. Wenn man es nur jetzt in der Corona-Diskussion tut, ist man es nicht.
Es ist doch so: Diejenigen Rechten, die grundsätzlich für Grund- und Freiheitsrechte eintreten, sind nicht die Konservativen, auch nicht die Rechtskonservativen oder Rechtsradikalen. Es sind diejenigen, die gleichermaßen rechts und liberal sind. Die gibt es, aber es sind leider nicht allzu viele...

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 07.12.2021 00:20 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.12.2021 00:29 Uhr
Bullshit. Keine Ahnung in welcher Bubble sich die Umfragestellerin rumtreibt. Ich könnte jetzt ein halbes Dutzend Artikel raussuchen, insbesondere aus mir bekannten Kreisen. Der Hintergrund ist schon so polarisierend geschrieben das ich daraus alles mögliche ableiten kann.
07.12.2021 00:42 Uhr
Zitat:
Zitat:
Das Mitläufertum sehe ich vor allem auf der Rechten. "Wir verteidigen die Grundrechte!". So?

Liebe Kameraden, warum fällt uns ausgerechnet jetzt ein, dass Grundrechte was Feines sind, wo es gegen eine durchaus reale Gefahr geht? Klar, kann man sich über manche Maßnahmen streiten. Aber wir machen uns gerade lächerlich.

Wo waren wir mit unserer Kritik am Nanny-Staat, als es um die Freigabe von Cannabis ging? Cannabis tötet im Gegensatz zu Covid19 keinen einzigen Menschen. Und schadet nur dem, der es konsumiert. Trotzdem verlangen alle rechten Parteien in der BRD-Geschichte, Cannabis-Besitz zu bestrafen. Insbesondere auch mit Gefängnis.

Wären Grundrechte für uns jemals wirklich von Belang gewesen, wir hätten schon vor Jahren von einer "Anti-THC-Diktatur gesprochen!

Nächster Punkt: Wir Rechten sind Fetischisten der Wehrpflicht. Alle rechten Parteien wollen sie. Diskussionen, ob sie denn wirklich sinnvoll ist, kommen in rechten Kreisen überhaupt nie über ein Stammtisch-Niveau hinaus. "Hat noch nie jemandem geschadet", "Die sind alle verweichlicht" oder "Man muss was für die Gemeinschaft tun", "Man weiß nie, was noch an Gegnern in der Zukunft kommt..." usw.

Auch hier sind uns die Grundrechte wurscht. Wir versuchen nichtmal, diesen extremen Eingriff in die Grundrechte irgendwie zu begründen, uns reicht das Getrolle. Die Wehrpflicht ist einerseits verdammt teuer. Durch sie verschiebt sich volkswirtschaftlich die Leistungserbringung in einem Spezialistenberuf um ein Jahr nach hinten. Wofür? Damit Leute in Kampftechniken ausgebildet werden, von denen wir nicht sagen können, gegen wen sie sich denn richten. Denn die gleichen Leute drehen ja sonst durchaus permanent hohl, dass die NATO mit ihrem Militarismus Russland bedrohen würde.

Die Wehrpflicht ist natürlich nicht nur verdammt teuer (wer diese Kosten nicht scheut, sollte über Lockdown-Kosten den Rand halten). Sie ist auch ein brachial-Eingriff in die Grundrechte: Der Wehrpflichtige wird ein Jahr lang kaserniert, muss sich mit 5 anderen oder mehr ein Zimmer teilen, die Privatsphäre hat die Größe eines Schrankkästchens und der Vorgesetzte darf kontrollieren, ob die Unterhosen richtig gefaltet sind. Ja Leute, das wollen wir und es ist in rechten Parteien so gut wie unmöglich, rational darüber zu reden, ob wir das wirklich brauchen. Aber natürlich, wenn es um Corona geht, dann sind wir für Grundrechte. Leute, das glauben wir doch selber nicht. Auch ihr nicht!

Aber all diese Grundrechtseingriffe rechtfertigen wir damit, dass es halt noch niemandem geschadet hätte. Stimmt so auch nicht ganz. Normalerweise verlassen immer 0,5-1% der Rekruten die Armee mit einer Wehrdienstbeschädigung, relativ oft z.B. mit einem Knalltrauma. eine Infanterieausbildung, die etwas taugt, kommt auch kaum unter diesen Wert. Wir hätten wahrscheinlich sogar höhere Werte, wenn wir Wert drauf legen würden, dass die Soldaten danach wirklich zum Verteidigen des Vaterlandes was taugen. Jedenfalls: Impfstoffe sind für die Gesundheit harmloser als das, was wir den jungen Leuten da zumuten wollen!

Und derzeit überschlagen wir uns damit, wie böse doch die Folgen des Lockdowns für unsere Kinder wären. Trauma und ach, haste nicht gesehen. Liebe Leute, wenn ihr soziale Berufe nicht so verachten würdet, hättet ihr Euch z.B. mal mit Angestellten der Suchtkliniken unterhalten können. Wie viele Patienten dort, haben ihre Suchtkarriere in der Bundeswehr begonnen oder ausgeweitet? Nicht wenige! Hat also noch niemand geschadet? Holla, die Waldfee!

Damit sage ich übrigens nicht, dass Wehrpflicht oder THC-Verbot prinzipiell schlecht wären. Das sind allerdings Dinge, gegen die man schon lange Gift und Galle gespuckt hätte (und: man hätte sie schon vor Jahren aus den Parteiprogrammen entfernt!), wenn das Thema Grundrechte wichtig wäre.

Ich könnte weitermachen im Text. Dann wird der Beitrag kilometerlang. Die Parteiprogramme aller rechten Parteien sind voll von Bevormundung und Grundrechtseingriffen. Die können übrigens alle durchaus gerechtfertigt sein, keine Frage! Aber sie passen einfach nicht zu einem Milieu, das sagt "Grundrechte sind nicht verhandelbar".

Sagen wir doch mal Klartext: Grundrechte sind uns zweitrangig, so lange sie nur einigermaßen erhalten bleiben.
Dass wir jetzt Corona-Maßnahmen ablehnen, geht auf eine Kampagne zurück, die "Russia Today" im Frühjahr 2020 mit der Veröffentlichung des Interviews mit Dr. Köhnlein begonnen hat. Dass Köhnlein ein Spinner ist, der grundsätzlich krankmachende Viren leugnet, wissen wir alle. Dass dieses Video mit russischen Untertiteln versehen, in Russland verbreitet als "Fakenews" strafrechtlich relevant ist, ebenfalls.

Wir wissen auch, dass nach dem Startschuss von RT die ganzen "Alternativmedien" auf den Zug aufgesprungen sind. Erst die radikalen RT-Lakaien wie Ken Jebsen oder das Compact-Magazin, von denen wir selber wissen, dass die zwar gerne mit unserer Klientel Geld machen, aber uns Rechte eigentlich aus tiefster Seele verachten. Und wir wissen, dass dies eine Eigendynamik ausgelöst hat, dass daraufhin zunehmend Politiker eingeknickt sind, nach dem Motto "Sich mit diesen Sektierern anzulegen, kostet zu viel Nerven und Karrierechancen, also vertrete ich deren Kurs, nur halt nicht ganz so offensichtlich deppert". Dann kamen Homburg, Bhakdi & Co., die quasi RT in die Sprache der feinen Leute übersetzten. Dass die Argumente Quatsch waren, wusste ohnehin jeder in der rechten Szene. War aber halt cooler Quatsch, der in unserer Szene gehyped wurde.

Entschieden wurde die Sache auch auf politischer Ebene recht schnell per "ordre de Mufti". Schaut man kurz darauf, wie sich jener ominöse Milliardärsverein verhielt, der die bisherigen AfD-Spendenaffären durch seinen absurden Dilettantismus zu verantworten hatte (und bisher schon rein finanziell der Partei mehr geschadet als genutzt hat), dann fällt auf, dass dessen "Deutschland-Kurier" sehr früh auf ein Hypen von Wolfgang Wodarg gesetzt hatte.
Im Klartext: Wir interessieren uns für Grundrechte, weil es dafür Kohle gibt. Und wegen nix anderem! Vielleicht noch, weil es in der Szene modern ist. Und die "Trendsetter" auf geil bezahlte Mandate schielen, für die sie Stimmvieh brauchen.

Alles schön und gut, es darf in der Demokratie ja jeder sein Glück verfolgen. Aber es ist schlichtweg lächerlich, wenn jemand aus der Rechten behauptet, er würde aus irgendeiner Überzeugung heraus, die Grundrechte verteidigen, indem er "Querdenken" unterstützt. Das glaubt uns keiner, das glauben wir nichtmal selber. Wir sind die Mitläufer, Kameraden.


Ein sehr interessanter Beitrag, @Widu Wildgeist. Du hast aus meiner Sicht mit vielen Punkten recht.
Wenn man als Rechter immer die Grund- und Freiheitsrechte verteidigt, ist man glaubwürdig. Wenn man es nur jetzt in der Corona-Diskussion tut, ist man es nicht.
Es ist doch so: Diejenigen Rechten, die grundsätzlich für Grund- und Freiheitsrechte eintreten, sind nicht die Konservativen, auch nicht die Rechtskonservativen oder Rechtsradikalen. Es sind diejenigen, die gleichermaßen rechts und liberal sind. Die gibt es, aber es sind leider nicht allzu viele...


Was heißt dann Grund- und Freiheitsrechte konkret und wie wollt ihr das erreichen?
07.12.2021 00:59 Uhr
Zitat:

Es ist doch so: Diejenigen Rechten, die grundsätzlich für Grund- und Freiheitsrechte eintreten, sind nicht die Konservativen, auch nicht die Rechtskonservativen oder Rechtsradikalen. Es sind diejenigen, die gleichermaßen rechts und liberal sind. Die gibt es, aber es sind leider nicht allzu viele...


Was da natürlich den Vogel abschießt, ist das Ergebnis des AfD-Parteitages in Kalkar. Man fordert, einfach mal alle Corona-Maßnahmen zurückzunehmen. Wegen Grundrechten, Seuche harmlos, weil letztes Jahr ja so wenig Menschen gestorben sind Laber-Rhabarber.

Der exakt gleiche Parteitag beschließt am exakt gleichen Tag, dass man die Wehrpflicht plus, also erweitert um eine allgemeine Dienstpflicht für alle will.

Historisch sind ja Zwangsdienste in einer Demokratie eh ein Fremdkörper. Die Wehrpflicht rechtfertigt sich eigentlich nur dadurch, dass der demokratische Staat, der die Grundrechte garantiert, im Augenblick äußerster Not als Ultima Ratio sämtliche Möglichkeiten in die Waagschale werfen darf um seinen Bestand zu sichern. So weit jedenfalls die Theorie. Kann man so vertreten, muss man nicht, in jedem Fall sollte man für die Begründung bessere Sprüche auf Lager haben, als "hat noch keinem geschadet".

Eine allgemeine Dienstpflicht über diese Möglichkeit der Ultima Ratio der Staatsräson hinaus, ist natürlich sehr starker Tobak. Und wenn jemand ernsthaft behauptet, man wolle den faktischen Frondienst wieder einführen, weil er doch so billig ist, dann lange ich mich echt an den Kopf, wie weit es mit einer Partei, die von VWL-Professoren einst gegründet wurde, eigentlich gekommen ist.

Nö. Mir kann keiner sagen, dass es bei diesem Kurs um was anderes, als ums Kohle abgreifen bei den einen und Mitläufertum bei den anderen geht.

Das allergrößte Rätsel ist eigentlich nur, warum die heute-Show diese Steilvorlage nicht genutzt hat. Hatten die Angst, die Intensivstationen mit Zwerchfellrissen zu überlasten?

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 07.12.2021 01:02 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.12.2021 01:00 Uhr
Die spinnen die Linken!
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
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